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„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung

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Wohnen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Lofag</strong> – K<strong>in</strong>dheitser<strong>in</strong>nerungen<br />

187<br />

Ernst Tremmel: Diesen Ausspruch verwendeten nicht nur die Beschäftigten<br />

<strong>der</strong> Lokomotivfabrik, wenn sie Außenstehenden etwas<br />

zu erzählen hatten. Auch alle Angehörigen, K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Pensionisten,<br />

die <strong>in</strong> den Fabrikwohnhäusern wohnten, gebrauchten bei ihren<br />

Erzählungen diese Worte. Bis zu me<strong>in</strong>em 22. Lebensjahr wohnte ich<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er dieser Zimmer-Küche-Werkswohnungen. Unser Wohnhaus<br />

mit den Stiegen 8 und 9 überstand die Bombenangriffe im Zweiten<br />

Weltkrieg wie durch e<strong>in</strong> Wun<strong>der</strong>, bis auf kaputte Fenster und stellenweise<br />

Beschädigungen an <strong>der</strong> Außenmauer, relativ unbeschädigt.<br />

Die Fabrikzufahrt war damals nur von <strong>der</strong> Brünnerstraße am<br />

Beamtenhaus, an <strong>der</strong> Trafik vorbei und entlang <strong>der</strong> Werkskant<strong>in</strong>e<br />

zwischen den Arbeiterwohnhäusern <strong>in</strong> die Fabrik möglich. Also e<strong>in</strong>e<br />

Sackgasse welche die Anlage vom öffentlichen Verkehr abseits hielt.<br />

Von den ehemals sieben Wohnhäusern blieben nur das Beamtenhaus<br />

an <strong>der</strong> Brünnerstraße 2 und e<strong>in</strong> halbes Arbeiterwohnhaus stehen.<br />

Die zweistöckigen Arbeiterwohnhäuser mit je zwei Stiegen hatten<br />

pro Stiege jeweils fünf Wohnungen mit Zimmer-Küche-Kab<strong>in</strong>ett<br />

und sechs Wohnungen mit Zimmer-Küche. Zu je<strong>der</strong> Wohnung war<br />

im Klosettgang außerhalb <strong>der</strong> Wohnung e<strong>in</strong> WC verfügbar. Wasser<br />

musste man von <strong>der</strong> Gangbasena holen. In jedem Stock gab es somit<br />

e<strong>in</strong> Kommunikationszentrum, bei dem die neuesten Geschichten und<br />

Gerüchte ausgetauscht, Streitigkeiten ausgetragen und auch wie<strong>der</strong><br />

Freundschaften geschlossen wurden. So kam es öfters vor, dass das<br />

Wasserholen mit <strong>der</strong> obligaten weißen Wasserkanne schon ziemlich<br />

lange dauern konnte. Im Parterre <strong>der</strong> Stiege 12 waren drei Waschküchen<br />

e<strong>in</strong>gerichtet. Mit e<strong>in</strong>er Herdfeuerstelle für Holzfeuer, e<strong>in</strong>em<br />

Wasserkessel und e<strong>in</strong>em großen Schwemmbottich. Den Waschtrog,<br />

die Rumpel und an<strong>der</strong>es Gerät sowie die Wäsche musste man am<br />

angemeldeten Waschtag h<strong>in</strong>transportieren. Anmeldungen mussten<br />

beim Hausmeister gemacht werden. Die gere<strong>in</strong>igte Wäsche wurde<br />

h<strong>in</strong>ter den Stiegen 8 und 9 auf Wäschele<strong>in</strong>en im Freien zum Trocknen<br />

aufgehängt.<br />

Die soziale E<strong>in</strong>stellung <strong>der</strong> Firma äußerte sich <strong>in</strong> dem sehr nie<strong>der</strong>en<br />

Mietz<strong>in</strong>s und dar<strong>in</strong> dass, man die durch Unfall o<strong>der</strong> Krankheit<br />

arbeitsunfähigen Firmenangehörigen und Pensionisten sowie <strong>der</strong>en<br />

Ehefrauen bis zu ihrem Tode wohnen ließ. Auch me<strong>in</strong>e Mutter als

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