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„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung

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Zeitgeschehen: Die NS­Zeit (1938–1945)<br />

Zunächst gab es e<strong>in</strong>e „botanische“ Neuheit, die „Märzveigerln“, wie<br />

die noch rasch knapp vor dem 12. März 1938 <strong>der</strong> (noch illegalen)<br />

NSDAP <strong>Bei</strong>getretenen genannt wurden. Sie und die älteren „Pg.’s“<br />

(Parteigenossen) jubilierten. Die Mehrheit <strong>der</strong> österreichischen<br />

Bevölkerung geriet nach e<strong>in</strong>er kurzen Phase <strong>der</strong> abwartenden<br />

Überraschung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Zustand freudiger Erwartung. Die dritte<br />

Gruppe versuchte, entwe<strong>der</strong> nicht aufzufallen, bzw. verschwand<br />

weitgehend unbemerkt.<br />

Zu den Verfolgten muss man zunächst die unter das „Nürnberger<br />

Rassegesetz“ fallenden zählen. Wer m<strong>in</strong>destens drei „nichtarische“<br />

(d.h. vorwiegend jüdische) Großeltern hatte, war „rassisch m<strong>in</strong><strong>der</strong>wertig“<br />

und wurde schrittweise <strong>in</strong> die Position e<strong>in</strong>es Staatssklaven<br />

ohne Rechte und ohne Schutz se<strong>in</strong>er Person gedrängt.<br />

E<strong>in</strong>e ähnliche Erniedrigung erlitten auch die Funktionäre <strong>der</strong><br />

Schuschnigg-Regierung und führende Sozialdemokraten und Kommunisten,<br />

obwohl man die Arbeiterschaft durch e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e<br />

Altersversicherung ab 1939 und Leistungen im Rahmen <strong>der</strong> neuen<br />

E<strong>in</strong>heitsgewerkschaft „DAF“ (Deutsche Arbeitsfront), wie z.B. „KdF“<br />

(Kraft durch Freude)-Veranstaltungen zu gew<strong>in</strong>nen suchte. Ebenso<br />

erlaubte das neue, kirchenferne Eherecht die Scheidung von Katholiken.<br />

An<strong>der</strong>erseits mussten viele <strong>der</strong> „VF“-Leute, so wie die Juden,<br />

gleich nach dem Anschluss die mit Kalk auf Gehsteigen und Straßen<br />

angebrachten Parolen <strong>der</strong> früheren Staatspartei (“Vaterländische<br />

Front“) wegwaschen. Etliche von ihnen sah man dabei das letzte<br />

Mal. Sich nach ihrem Verbleib zu erkundigen war riskant, weil man<br />

sich <strong>der</strong> Denunziation, dieser meistverwendeten Waffe <strong>der</strong> Diktatur,<br />

aussetzte. Für die Mehrheit gerieten sie <strong>in</strong> Vergessenheit. Diese<br />

Trägheit <strong>der</strong> Herzen, die von den Verursachern zur Begeisterung<br />

für (das neue) Großdeutschland dazugeschlagen wurde, ist wohl die<br />

wahre Schuld <strong>der</strong> großen Masse. Vere<strong>in</strong>zelt tauchten frühere Funktionäre<br />

wie<strong>der</strong> auf, wie z.B. <strong>der</strong> ehemalige sozialdemokratische<br />

Bürgermeister <strong>in</strong> Wien, Karl Seitz. Die Emigranten kehrten aber,<br />

wenn überhaupt, erst nach Kriegsende zurück.<br />

Das Alltagsleben lief <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ungewohnten, immer rascher<br />

werdenden Tempo ab. Firmenübernahmen, mehrheitlich „Arisierungen“,<br />

beson<strong>der</strong>s im Handel, freiwillige und unfreiwillige<br />

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