„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung
„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung
„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
12<br />
Arbeit ist e<strong>in</strong> wichtiger Bestandteil menschlichen Lebens. Sie ist<br />
prägend für <strong>uns</strong>ere <strong>in</strong>dividuelle Geschichte. Und deshalb ist es m.E.<br />
um so wichtiger, dass sich <strong>der</strong> Mensch an se<strong>in</strong>e Geschichte er<strong>in</strong>nert,<br />
sie selbstbewusst formuliert, sich kritisch mit ihr ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
setzt, sie nicht alle<strong>in</strong> <strong>der</strong> „großen“ Geschichtsschreibung überlässt<br />
son<strong>der</strong>n sie sich aneignet.<br />
Die Arbeit, und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge die E<strong>in</strong>stellung zur Arbeit haben<br />
sich grundlegend verän<strong>der</strong>t. Heute spricht man zynisch von <strong>der</strong> notwendigen<br />
Flexibilität des Arbeitnehmers, von kurzfristigen Arbeitsverhältnissen<br />
und von e<strong>in</strong>er durchschnittlichen „Verweildauer“ im<br />
Betrieb von sieben Jahren. Das alles hat Auswirkungen auf den<br />
persönlichen Charakter und die B<strong>in</strong>dung zu e<strong>in</strong>em Betrieb muss<br />
notwendigeweise e<strong>in</strong>e Ger<strong>in</strong>gere se<strong>in</strong>. Die Menschen reagieren mit<br />
Unsicherheit und Angst. Sie können Loyalitäten und Verpflichtungen<br />
<strong>in</strong> ständig wechselnden o<strong>der</strong> umstrukturierenden Betrieben<br />
nicht entwickeln. Gerade deshalb sche<strong>in</strong>t es wichtig die Er<strong>in</strong>nerungen<br />
an die <strong>Lofag</strong> jetzt zu publizieren, geben sie doch e<strong>in</strong>e Vorstellung<br />
davon, was Arbeit für den E<strong>in</strong>zelnen bedeuten kann, was<br />
die Geme<strong>in</strong>schaft weit über das aktive Arbeitsleben zu leisten im<br />
Stande ist.<br />
Das Ziel <strong>uns</strong>erer Arbeit war immer e<strong>in</strong>e über parteipolitische<br />
Grenzen h<strong>in</strong>ausgehende hoch politische, weil emanzipatorische Arbeit.<br />
Wir wollten die ehemaligen MitarbeiterInnen zum Nachdenken,<br />
zum Mitreden, zum Reflektieren, zum Forschen, zum Suchen,<br />
zum Sammeln, zum Lesen – vor allem aber zur Diskussion über<br />
die wechselvolle Geschichte „ihrer <strong>Lofag</strong>“ animieren. Es war nicht<br />
<strong>uns</strong>ere Absicht „die“ Geschichte <strong>der</strong> <strong>Lofag</strong> zu schreiben, wir wollten<br />
persönliche – zum Teil wi<strong>der</strong>sprüchliche – Er<strong>in</strong>nerungen festhalten,<br />
die zum Gespräch und zur Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung „verführen“.<br />
Im Unterschied zu an<strong>der</strong>en Oral history Projekten gab es beim<br />
<strong>Lofag</strong>-Projekt niemals e<strong>in</strong>en Zweifel daran, wer die wichtigen<br />
handelnden Personen, wer die Profis waren und wo die historische<br />
Kompetenz lag. Der Arbeitskreis wuchs und wuchs und war organisatorisch<br />
oft nur noch schwer zu bewältigen. Die Leidenschaft an<br />
<strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Arbeit hat viele Freundschaften gestiftet.<br />
Die <strong>Lofag</strong> musste längst dem Hauptpostamt 1210, <strong>der</strong> Nordbrückenabfahrt,<br />
dem Shopp<strong>in</strong>g Center Nord sowie mehreren Betrieben<br />
weichen, die Er<strong>in</strong>nerung an sie teilen nur noch wenige. Ich b<strong>in</strong><br />
stolz, dass ich an <strong>der</strong> Arbeit dieser Geschichtswerkstatt teilhaben