„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung
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Werkstatt waren ca. zehn Tschechen, als Zwangsarbeiter – so 20-<br />
bis 30-jährige. E<strong>in</strong>mal s<strong>in</strong>d von denen drei o<strong>der</strong> vier verschwunden.<br />
Frag ich den E<strong>in</strong>en: „Wo s<strong>in</strong>d die?“ Hat er nur so gezeigt. Er traute<br />
sich nicht zu sprechen.<br />
Friedrich Berger: Die Franzosen s<strong>in</strong>d wesentlich besser behandelt<br />
worden, haben auch etwas an<strong>der</strong>es zum Essen bekommen. Die Russen<br />
waren für die Deutschen völlige „Untermenschen“. Das waren<br />
ke<strong>in</strong>e Menschen, das waren nur Arbeitskräfte. Sie haben nie über<br />
Hunger geklagt. Die Franzosen hatten mehr Freiheiten. Sie wurden<br />
auch nicht so schwer bewacht wie die Russen.<br />
Erich Ganzger: Sie wurden als Nicht-Arier behandelt. Reden<br />
durften sie genauso wenig. Ob sie mehr zu essen bekamen, dazu<br />
hatte ich zuwenig E<strong>in</strong>blick. Ich kann mir nicht vorstellen, dass <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Lokomotivfabrik nur zehn verhaftet worden s<strong>in</strong>d. Denn <strong>in</strong> den<br />
Betrieben, dort wo ich aufgewachsen b<strong>in</strong>, im Kohlenbergwerk, da<br />
haben sie <strong>in</strong>sgesamt <strong>in</strong>nerhalb von zwei, drei Jahren ungefähr 60<br />
Arbeiter verhaftet. Aber alles österreichische Arbeiter, ke<strong>in</strong>e Auslän<strong>der</strong>.<br />
Zwölf davon s<strong>in</strong>d dann h<strong>in</strong>gerichtet worden.<br />
Ich habe nie gehört, wie viele <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lokomotivfabrik verhaftet<br />
worden s<strong>in</strong>d.<br />
Spiridon Jovovich: Ich möchte bestätigen, was hier gesagt wurde.<br />
Die Klassifizierung <strong>der</strong> Kriegsgefangenen war fallend. Oben Englän<strong>der</strong>,<br />
Franzosen, Belgier, Jugoslawen, dann ganz zuletzt die Polen<br />
und Russen. Das hat man ganz deutlich z.B. auf <strong>der</strong> Eisenbahnbaustelle<br />
zwischen Eichgraben und Unter Oberndorf gesehen, wo die<br />
Ausweiche „Hutten“ gebaut worden ist. Sie wurde ausschließlich<br />
von Kriegsgefangenen gebaut. Zuerst waren dort Franzosen. Die<br />
waren wie alle Kriegsgefangenen auf dieser Baustelle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Wirtshaussaal untergebracht. Zugegeben nicht sehr komfortabel,<br />
aber die hatten es noch am Besten gehabt. Als nächstes kamen die<br />
Jugoslawen, die wurden schon wesentlich schlechter behandelt<br />
und auch verpflegt. Zuletzt arbeiteten Russen, und da nahm überhaupt<br />
niemand mehr beson<strong>der</strong>e Rücksicht. Ich würde auch sagen,<br />
je sicherer sich die Machthaber mit dem fortschreitenden Kriegsverlauf<br />
gefühlt haben – das war 1940 bis Anfang 1942, wo ja noch<br />
immer e<strong>in</strong> Siegesbewusstse<strong>in</strong> herrschte, je sicherer sie sich gefühlt