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„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung

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Dr. Bertrand Perz (Gast): Geschlechtsverkehr ist so bestraft worden,<br />

wenn es sich um Polen o<strong>der</strong> Russen handelte, dass die Männer<br />

zum Tode verurteilt wurden. <strong>Bei</strong> den Inlän<strong>der</strong>n hieß es Schutzhaft<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Konzentrationslager. Wenn nicht sehr viele Augen zugedrückt<br />

worden s<strong>in</strong>d, beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong> letzten Kriegsfase, und wenn<br />

es sich um hochqualifizierte Fachkräfte handelte, wo die Firma bei<br />

<strong>der</strong> Gestapo <strong>in</strong>terveniert hat, um e<strong>in</strong>en Verdächtigen freizubekommen,<br />

dann hat man unter Umständen Regelungen getroffen. Re<strong>in</strong><br />

vom gesetzlichen Stand her hieß es: Konzentrationslager o<strong>der</strong> Todesstrafe.<br />

Dazwischen gab es ke<strong>in</strong>e Abstufungen. Für die Auslän<strong>der</strong>r<strong>in</strong>nen<br />

hieß es normalerweise immer Bedrohung mit dem Tod.<br />

Man muss zwei D<strong>in</strong>ge unterscheiden: Beziehungen unter Auslän<strong>der</strong>n<br />

und Auslän<strong>der</strong>r<strong>in</strong>nen, die waren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Form nicht sanktioniert.<br />

Zwischen Inlän<strong>der</strong>n und Auslän<strong>der</strong>n, das galt als rassisch<br />

verboten. Von den Ostarbeitern, die ja die größte Gruppe an Auslän<strong>der</strong>n<br />

waren, waren mehr als die Hälfte Frauen. In Österreich gab<br />

es 1944 <strong>in</strong>sgesamt ca. 700.000 ausländische Arbeitskräfte. (Anm.:<br />

Zwangsarbeiter) E<strong>in</strong> sehr großer Teil stammte aus <strong>der</strong> Ukra<strong>in</strong>e.<br />

Mehr als die Hälfte aller Ostarbeiter (Russland, Ukra<strong>in</strong>e, etc.) waren<br />

also Frauen, und das Durchschnittsalter dieser Frauen war 19,5 bis<br />

20 Jahre. Man hat also eher sehr junge Leute geschnappt und sie<br />

zur Zwangsarbeit verpflichtet. Sie s<strong>in</strong>d rekrutiert worden. Man hat<br />

e<strong>in</strong> Dorf umstellt, hat die jungen Leute zwangsverschickt. Das g<strong>in</strong>g<br />

sehr schnell. Und es wurde zunehmend brutaler, weil man immer<br />

weniger bekommen hat. Deshalb hat man die Methoden sozusagen<br />

immer weiter verschärft. Am Land war es so, dass beispielsweise<br />

e<strong>in</strong> russischer Kriegsgefangener – meist die e<strong>in</strong>zige männliche Person<br />

– unter Frauen, die Jahre dort verbrachte. Natürlich versuchte<br />

die Gestapo und die NSDAP mit allen Mitteln, solche Beziehungen zu<br />

verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Die waren jedoch de facto schwer zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, denn<br />

<strong>in</strong> den Berichtsprotokollen f<strong>in</strong>det man massenhaft sogenannte GV-<br />

Delikte. Aber nicht alle Delikte s<strong>in</strong>d aufgedeckt worden, das ist klar.<br />

Aber wenn sie aufgedeckt wurden, war das höchst dramatisch.<br />

Was Herr Österreicher erzählt hat, trifft genau den Punkt. Die<br />

Gestapo hat die Leute abgeholt, und sie waren weg. Da ließ man<br />

ke<strong>in</strong>e Entschuldigung zu. Da hat man rigoros durchgegriffen, denn<br />

davor hatte die NSDAP am meisten Angst.<br />

<strong>Bei</strong> den Industriearbeitern muss man noch dazu sagen, dass <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Industriearbeiterschaft vor allem Angst herrschte, die Russen

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