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„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung

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ich e<strong>in</strong> Dreher geworden b<strong>in</strong>. Das Werkstück, das ich anfertigen<br />

musste, war e<strong>in</strong> Bohrkopf. Ich hätte bis am Nachmittag Zeit gehabt,<br />

aber ich war mittags schon fertig damit. Das war ohne weiteres zu<br />

schaffen. <strong>Bei</strong> <strong>uns</strong> ist ke<strong>in</strong>er durchgefallen. Es haben aber auch nicht<br />

alle mitmachen können. Da war e<strong>in</strong>er, <strong>der</strong> hat e<strong>in</strong>e Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit dem „Jugendwalter“ gehabt, und da ist es sogar zu Tätlichkeiten<br />

gekommen – er ist fristlos gekündigt worden. Das war im<br />

September 1944 und er hat nicht mehr weiterlernen können. Se<strong>in</strong>e<br />

Mutter war im Telefondienst und hat den Direktor Hitzler gut gekannt,<br />

und <strong>der</strong> hat das rückgängig gemacht, aber zurück ist er nicht<br />

mehr gekommen. Er hat gleich e<strong>in</strong>rücken müssen, und die Prüfung<br />

hat er erst 1946, also nach dem Krieg gemacht. Gefeiert haben wir<br />

nicht. Es hat sich ja für <strong>uns</strong> nix geän<strong>der</strong>t. Ich hab ja nur die Prüfung<br />

gehabt, aber ich war weiter Lehrbub. Das Lehrl<strong>in</strong>gsgeld ist auch<br />

gleich geblieben.<br />

Unser Jahrgang hat im Jahr 1944 auch ke<strong>in</strong>en Urlaub mehr gekriegt.<br />

Den Facharbeiterbrief hab ich mir erst nach dem Krieg am Stubenr<strong>in</strong>g<br />

abholen können.<br />

Ich hab e<strong>in</strong>mal Schwierigkeiten gehabt, weil nach <strong>der</strong> Lokomotivfabrik<br />

hab ich ja dann im E-Werk gearbeitet, und da hab ich me<strong>in</strong><br />

Abschlusszeugnis herzeigen müssen. Ich hab gar nicht mehr daran<br />

gedacht, dass ich nur zwei Jahre da dr<strong>in</strong>nen stehen hab. Und die<br />

haben sich das angeschaut und haben gesagt: „Sie s<strong>in</strong>d ja gar nicht<br />

fertig!“ Jetzt hab ich erklären müssen, dass wir damals nur zwei<br />

Jahre gelernt haben. Aber h<strong>in</strong>ten war zum Glück e<strong>in</strong> Stempel drauf<br />

<strong>der</strong> hat bestätigt, dass wir nur zwei Jahre Schule gehabt haben.<br />

Da waren dann die Bomben, da haben’s den Unterricht verlegt,<br />

dann haben wir drei Stunden Mittagspause gehabt, weil Mittags die<br />

Bombenalarm war. Dafür haben wir bis sieben o<strong>der</strong> acht Uhr <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schule bleiben müssen. Um die Mittagszeit haben’s immer die Mollardschule<br />

ausgeräumt, da waren wir halt im K<strong>in</strong>o o<strong>der</strong> sonst wo.<br />

Otto Czischek: Wir haben hier Leute, die <strong>in</strong> den 30-er Jahren die<br />

Prüfung gemacht haben, dann welche während des Krieges und<br />

dann natürlich nach dem Krieg. Da waren gravierende Unterschiede.<br />

Als ich 1937 gekommen b<strong>in</strong>, musste man sich damals selbst sehr<br />

bemühen, dass man all das, was man sieht, auch lernt. Man musste<br />

mit „den Augen stehlen“. Man musste sich selbst darum kümmern,

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