„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung
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Spule aufzubr<strong>in</strong>gen hatten. Je dünner <strong>der</strong> Draht war, desto sorgfältiger<br />
hat man arbeiten müssen. Auch die Kranführer<strong>in</strong>nen im Block 3<br />
waren teilweise Zwangsarbeiter<strong>in</strong>nen, ziemlich junge Ukra<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen.<br />
Diese Frauen haben das „Stille Örtchen“ an e<strong>in</strong>er bestimmten<br />
Stelle im Werk gehabt. Woran ich mich noch er<strong>in</strong>nern kann, dass<br />
die Zwangsarbeiter und -<strong>in</strong>nen ke<strong>in</strong>e Gar<strong>der</strong>oben und auch eigene<br />
„Klo’s“ hatten; nur Löcher im Boden, so zum H<strong>in</strong>hockerln.<br />
Doris Weißmüller: Können Sie sich er<strong>in</strong>nern, dass diese Frauen die<br />
Arbeit sabotiert haben?<br />
Anton Österreicher: Ne<strong>in</strong>, kann ich mich nicht er<strong>in</strong>nern. Es s<strong>in</strong>d ja<br />
alle überwacht worden, vom Meister.<br />
Friedrich Berger: Glaub ich nicht. Zum<strong>in</strong>dest nicht sichtbar. Das<br />
wäre auch gar nicht leicht möglich gewesen. Wir waren ja damals<br />
Lehrl<strong>in</strong>ge, wir haben ja nicht e<strong>in</strong>mal mit ihnen reden dürfen. Erst<br />
nach dem Krieg hat man dann persönlich e<strong>in</strong> Gespräch gehabt <strong>in</strong><br />
den Pausen. Aber während des Krieges war es verboten mit den Ukra<strong>in</strong>ern<br />
zu sprechen. Wir Lehrl<strong>in</strong>ge haben <strong>uns</strong> daran halten müssen.<br />
Kontakt haben wir zu Ihnen ke<strong>in</strong>en gehabt, obwohl wir zum<strong>in</strong>dest<br />
e<strong>in</strong>ige Namen <strong>der</strong> Mädchen kannten. Ich kann mich er<strong>in</strong>nern,<br />
dass die Mädchen so um die 16, 17 Jahre alt waren. E<strong>in</strong>mal hat mich<br />
e<strong>in</strong>e junge Kranführer<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e gewisse Lydia, aus ihrem Krankorb<br />
heraus, mit Schneebällen beworfen. Dies war aber ziemlich problematisch,<br />
da praktisch <strong>in</strong> Sichtweite, <strong>der</strong> Direktor Hitzler an e<strong>in</strong>er<br />
Masch<strong>in</strong>e, e<strong>in</strong> Problem besprach. Trotzdem hatten wir beide Glück<br />
und niemand bemerkte etwas.<br />
Me<strong>in</strong>er Schätzung nach waren sicher 30 Frauen im Dreischichtbetrieb<br />
als Kranführer<strong>in</strong>nen beschäftigt.<br />
Auch privat haben wir versucht Kontakte zu knüpfen. Ich wohnte<br />
damals im 20. Bezirk, wo es auch viele Fremdarbeiter<strong>in</strong>nen gab. Die<br />
meisten waren beim „Rothmüller“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Engerthstraße beschäftigt.<br />
Ich weiß noch, dass <strong>uns</strong> die Verdunklung zugute kam, wenn wir <strong>uns</strong><br />
im Allerheiligenpark getroffen haben. Wir konnten zwar nicht <strong>in</strong>s<br />
K<strong>in</strong>o gehen, aber auf <strong>der</strong> Parkbank treffen. Zum Glück konnten sie<br />
mit <strong>der</strong> Zeit, doch e<strong>in</strong> bisschen Deutsch, sodass die Verständigung<br />
nicht ganz aussichtslos war. Trotzdem waren diese Treffs gefährlich,<br />
und wir durften <strong>uns</strong> nicht erwischen lassen.