„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung
„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung
„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
229<br />
motiven gebaut werden, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong> lebendiges Zentrum <strong>der</strong><br />
österreichischen Arbeiterbewegung.<br />
Dieser letzte Punkt, davon s<strong>in</strong>d die Betriebsräte überzeugt, fällt<br />
bei den Zusperrplänen nicht leicht <strong>in</strong>s Gewicht.<br />
FÜR DIE ROTE FAHNE GESTREIKT<br />
Politik hat <strong>in</strong> dem Werk an <strong>der</strong> Brünner Straße seit jeher e<strong>in</strong>e<br />
Rolle gespielt. Vor 1934 gab es hier e<strong>in</strong>e starke Schutzbundgruppe.<br />
1938 wurde gegen den Anschluß gestreikt. Neun Arbeiter wurden <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Nazizeit wegen Wi<strong>der</strong>standstätigkeit h<strong>in</strong>gerichtet.<br />
Nachdem Krieg stand das Werk, das zunächst von <strong>der</strong> Usia verwaltet<br />
wurde, wie<strong>der</strong>um im Mittelpunkt <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung.<br />
Den letzten Eklat mit politischen Zwischentönen gab es am 1. Mai<br />
1967, als die <strong>Lofag</strong>-Arbeiter, wie gewohnt, über dem Werk die rote<br />
Fahne hissten und an<strong>der</strong>ntags e<strong>in</strong> paar Stunden <strong>in</strong> den Streik traten,<br />
weil die seit den Wahlen des Jahres 1966 gegen rot viel empf<strong>in</strong>dlicher<br />
gewordene Direktion sie herunterholen lies.<br />
ZU WENIG INVESTIERT<br />
Die <strong>Lofag</strong>-Betriebsräte leugnen enbensowenig wie die Fachleute,<br />
dass das Werk tatsächlich unrentabel ist, obwohl branchengleiche<br />
Betriebe <strong>in</strong> den Bundeslän<strong>der</strong>n nach wie vor gedeihen. Aber sie<br />
können auch schwarz auf weiß beweisen, dass an dieser Unrentabilität<br />
die Investitionspolitik des SGP-Konzerns die Hauptschuld trägt.<br />
Seit Jahren wird ungenügend <strong>in</strong>vestiert.<br />
Alle<strong>in</strong> im Jahre 1967 beispielsweise wurden von den 28,5 Millionen<br />
Schill<strong>in</strong>g, die <strong>der</strong> Konzern <strong>in</strong>vestierte, nur 900.000 Schill<strong>in</strong>g<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Lofag</strong> ausgegeben. Forschung und Entwicklung wurden<br />
vernachlässigt. Der Erfolg: Die Belegschaft ist <strong>in</strong> den letzten zehn<br />
Jahren auf e<strong>in</strong> Drittel zusammengeschrumpft.<br />
UNRUHE IM BETRIEB<br />
Seit die letzte Kündigungswelle bekannt wurde, gibt es Unruhe<br />
im Betrieb. In <strong>der</strong> Kant<strong>in</strong>e und im betriebseigenen Arbeiterheim<br />
reißen die Diskussionen nicht ab. Sie kreisen immer wie<strong>der</strong> um das<br />
Thema: Sollen wir zuschauen wie die Bude ru<strong>in</strong>iert wird? Das Stimmungsbarometer<br />
steht auf Ne<strong>in</strong>.<br />
Den Arbeitern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Brünnerstraße ist klar, dass nur e<strong>in</strong> umfassendes<br />
neues Investitions- und Produktionskonzept die Fabrik<br />
retten kann. Dieser Me<strong>in</strong>ung ist auch die Gewerkschaft. „Wir werden<br />
das mit allem Nachdruck von <strong>der</strong> ÖIG verlangen“, sagt Metallarbeiterobmann<br />
Sekan<strong>in</strong>a.