„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung
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gegangen, dort wäre ich noch mit dem Stock h<strong>in</strong>gegangen. Ich hab<br />
ja weiterh<strong>in</strong> bei <strong>der</strong> <strong>Lofag</strong> gewohnt. Um nach Simmer<strong>in</strong>g zu fahren,<br />
musste ich jeden Tag <strong>in</strong> die Straßenbahn e<strong>in</strong>steigen. Mit e<strong>in</strong>em tränenden<br />
Auge hab ich jeden Tag dort re<strong>in</strong> geschaut. Ich hab e<strong>in</strong>e Zeit<br />
lang richtig „Selbstmordgedanken“ gehabt.<br />
Otto Czischek: Da kann ich nur sagen, dass gerade diese Zusammenarbeit<br />
zwischen <strong>der</strong> Werkstätte, dem Konstruktionsbüro und<br />
auch den an<strong>der</strong>en Büros e<strong>in</strong>malig war. Ich habe noch den Herrn<br />
Zauner „im Ohr“ <strong>der</strong> schon vor Jahren gesagt hat: „Die glücklichsten<br />
Jahre me<strong>in</strong>es Lebens habe ich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lokomotivfabrik verbracht“.<br />
Das war nicht irgende<strong>in</strong>e Redensart, son<strong>der</strong>n da war wirklich<br />
e<strong>in</strong>e Kollegialität zwischen <strong>der</strong> Werkstätte und den Meistern<br />
o<strong>der</strong> Abteilungsleitern, ich kann mich gar nicht er<strong>in</strong>nern, dass ich<br />
irgendwelche Schwierigkeiten gehabt hätte vom Konstruktionsbüro<br />
oben bis zum letzten Arbeiter unten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Werkstätte.<br />
Anton Österreicher: Familiär war es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lokomotivfabrik<br />
weitaus besser. Man hat die Leute schon lange gekannt; und wir<br />
waren wie e<strong>in</strong>e große Familie. Das hat es <strong>in</strong> Simmer<strong>in</strong>g nicht mehr<br />
gegeben. Es waren dennoch zehn schöne Jahre, die ich dort bis zu<br />
me<strong>in</strong>er Pension verbracht habe. Da wir von <strong>der</strong> <strong>Lofag</strong> e<strong>in</strong>e hervorragende<br />
Ausbildung hatten, konnte ich mich auch <strong>in</strong> Simmer<strong>in</strong>g<br />
schnell durchsetzen. Wenn man mir auch am Anfang viele Prügel<br />
vor die Füße warf, aber Erfahrung und Können setzen sich immer<br />
durch. Von e<strong>in</strong>er Boschschneidemasch<strong>in</strong>e wickelte ich e<strong>in</strong>en kaputten<br />
Elektromotor <strong>in</strong> zwei Tagen. Die Lieferzeit aus Deutschland<br />
hätte sechs Wochen betragen, und schon war ich beim Obermeister<br />
An<strong>der</strong>s obenauf. An den alten und neuen Kränen waren gefährliche<br />
elektrotechnische Mängel. Da ich Zugriff zu allen Zeichnungen<br />
und Stromlaufplänen hatte und die entsprechenden Meßgeräte<br />
vorhanden waren, konnte ich Schutzschaltungen entwickeln und<br />
auch realisieren. <strong>Bei</strong> den periodischen Überprüfungen des TÜV<br />
(Technischer Überwachungsvere<strong>in</strong>) wurden me<strong>in</strong>e Verbesserungen<br />
stets genehmigt. Durch das Anfertigen e<strong>in</strong>er Vorrichtung<br />
schaffte ich <strong>in</strong>soweit Abhilfe, dass damit Gleichrichterdiodenplatten<br />
<strong>der</strong> Schutzgasschweißmasch<strong>in</strong>en repariert werden konnten. Man<br />
konnte damit deffekte Teile aus- und neue Teile e<strong>in</strong>pressen und<br />
ersparte sich hiemit e<strong>in</strong>e Auswärtsreparatur, die viel Geld und vor