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„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung

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Dora Schimanko: „Was ist e<strong>in</strong> Schlabberventil?“<br />

Für die letzte Serie Lokomotiven, die für Indien bestimmt waren,<br />

wurden etliche Teile aus England geliefert. Als ehemalige Kolonie<br />

hatte Indien ja großteils englische Maße, Gewichte und Normen.<br />

Und bei e<strong>in</strong>er solchen Lieferung fehlte das, was <strong>der</strong> zuständige<br />

Meister als Schlabberventil bezeichnete. Als die für englische Sachen<br />

zuständige Bürokraft <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>kaufsabteilung hatte ich also<br />

die Nachsendung dieses Ventils zu veranlassen. Bloß, wie hieß<br />

das D<strong>in</strong>g auf Englisch? Ich fragte me<strong>in</strong>e Vorgesetzten und bekam<br />

die Antworten: „E<strong>in</strong> Schlabberventil ist e<strong>in</strong> Schlabberventil, ist e<strong>in</strong><br />

Schlabberventil ! Fragen nach <strong>der</strong>en Funktion blieben unbeantwortet<br />

– offensichtlich wußten sie es ebenfalls nicht. Der Meister unten<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Montage zeigte mir das kle<strong>in</strong>e D<strong>in</strong>g. E<strong>in</strong> Ventil, wie es ja so<br />

viele auf e<strong>in</strong>er Dampflokomotive gab. Um mir, technischer Analphabet<strong>in</strong>,<br />

die genaue Funktion zu erklären, fehlte ihm die Zeit (und<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich auch die Lust). Was tun? Ich durchlief das halbe<br />

Werk im Kreise „Was ist e<strong>in</strong> Schlabberventil? Hilfe kam schließlich<br />

vom den Ingenieuren. Ich benannte das Ventil nicht, ich gab bei <strong>der</strong><br />

Bestellung nur die Zeichnung, die Position und die Teilnummer an.<br />

Die englische Firma schien <strong>in</strong> diesem Fall für die Sprachschwierigkeiten<br />

Verständnis zu haben. In wenigen Tagen war das fehlende<br />

Schlabberventil mit <strong>der</strong> Post e<strong>in</strong>gelangt: „Overflow valve“ stand auf<br />

dem Liefersche<strong>in</strong>. Auf Deutsch: „Überlaufventil“ – Ach so!<br />

Dora Schimanko: „Florudstaff“<br />

Das stand e<strong>in</strong>mal als Adresse für die <strong>Wiener</strong> Lokomotivfabrik.<br />

E<strong>in</strong> Lob <strong>der</strong> Post, die das Kuvert trotzdem ohne Verzögerung zustellte.<br />

Die <strong>Lofag</strong> war ja nicht schwer zu f<strong>in</strong>den.<br />

Anton Österreicher: E<strong>in</strong>mal bekam je<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Firma 1 kg Mehl.<br />

Unser älterer Elektrikerkollege, Herr Käfer, ließ se<strong>in</strong> Mehlsackerl<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Elektrowerkstätte auf <strong>der</strong> Werkbank stehen. Als er se<strong>in</strong>en<br />

Arbeitsplatz verließ, leerten wir rasch das Mehlsackerl aus und<br />

füllten statt dessen schönen weißen Alabastergips e<strong>in</strong>. Am Abend<br />

nach Arbeitsschluss nahm er das trojanische Mehlsackerl mit nach<br />

Hause. Mit zorniger Schimpfkanonade und großem Theater wurden<br />

wir am nächsten Arbeitstag von ihm zur Rede gestellt. Angeblich<br />

wollte se<strong>in</strong>e Frau noch am Abend irgenwelche Laibchen backen,<br />

und die mißlangen ihr natürlich total. Wir konnten ihn dann doch

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