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„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung

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munist<strong>in</strong> ist und aus dem schwächsten <strong>der</strong> Betriebe kommt ... ja<br />

dann. Ich wurde als Schreibkraft <strong>der</strong> zentralen E<strong>in</strong>kaufsabteilung<br />

zugeteilt, wo es im übrigen kaum Kollegen o<strong>der</strong> Kolleg<strong>in</strong>nen aus <strong>der</strong><br />

<strong>Lofag</strong> gab. E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> letzten großen noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> USIA-Zeit geplanten<br />

Investitionen <strong>der</strong> <strong>Lofag</strong> ist <strong>der</strong> Kauf e<strong>in</strong>er Presse für die Fertigung<br />

<strong>der</strong> Radsätze gewesen – die Firmenleitung wollte endlich von den<br />

ausländischen Herstellern unabhängig se<strong>in</strong>. Wenige Wochen nach<br />

<strong>der</strong> Überstellung tippte ich an e<strong>in</strong>er etwa achtseitigen komplizierten<br />

Bestellung für Radsätze – gerichtet an Humboldt-Klöckner-Deutz.<br />

Ich, e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> jüngsten – bei den Chefs aus politischen Gründen unerwünschten<br />

Angestellten – schluckte zwar, traute mich aber nicht<br />

etwas zu sagen und stellte die Or<strong>der</strong> fertig. Das Bestellformular kam<br />

lange nicht aus <strong>der</strong> Direktion zurück. Schließlich kam me<strong>in</strong> Abteilungsleiter-Stellvertreter<br />

– <strong>der</strong> „große Boss“ war <strong>in</strong> Krankenstand –<br />

mit langem Gesicht und dem Formular auf mich zu: „Sie Ärmste!“<br />

sagte er mit e<strong>in</strong>er Stimme, als wollte er se<strong>in</strong>e Mutter begraben. In e<strong>in</strong>em<br />

solchen Tonfall hatte er mit mir noch niemals gesprochen und<br />

bedauert hätte er mich schon garnicht – was war da los? „Sie Ärmste,<br />

Sie müssen das ganze noch e<strong>in</strong>mal schreiben, als Werkauftrag an die<br />

<strong>Lofag</strong>!“ „Wenn das bedeutet, dass die <strong>Lofag</strong> Arbeit bekommt, macht<br />

mir das gar nichts aus.“ Und als sich se<strong>in</strong> Gesicht verf<strong>in</strong>sterte sagte<br />

ich noch: „Ich komme halt von dort, wäre es nicht unnatürlich an<strong>der</strong>s<br />

zu denken?“ Mehr habe ich wohl nicht gebraucht! Der hochgelobte<br />

Chef kam zurück. Das hätte ich wissen können „Wie das Gscherr so<br />

<strong>der</strong> Herr!“ Je<strong>der</strong> kle<strong>in</strong>ste Tipfehler wurde zum Drama. Es fand sich<br />

nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e Kolleg<strong>in</strong>, die mich auf das gewünschte Trennzeichen<br />

(Komma) für Dezimale aufmerksam gemacht hätte. Aufgrund<br />

<strong>der</strong> englischen Usanzen hatte ich den Punkt (!) genommen, welch<br />

gigantischer Fehler! Schon am dritten Tag me<strong>in</strong>te <strong>der</strong> Chef, ich wäre<br />

geistig nicht normal, zog es aber vor, diese Behauptung nicht vor<br />

Zeugen zu wie<strong>der</strong>holen. Vor dem bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Lofag</strong> ausgehandelten<br />

Urlaub wollte er nichts machen. Ich kam zurück und war bereits<br />

<strong>in</strong> die Materialverwaltung des Paukerwerks versetzt. Als ich me<strong>in</strong>e<br />

Sachen zusammensuchte, bemerkte ich verwun<strong>der</strong>t, dass es me<strong>in</strong>er<br />

Nachfolger<strong>in</strong> nicht besser ergehen würde. Es folgten ihr spitze Bemerkungen<br />

wie e<strong>in</strong>e Schar Lobauer Gelsen. Nicht um das dreifache<br />

Gehalt würde sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abteilung arbeiten wollen, sagte mir e<strong>in</strong>e<br />

Kolleg<strong>in</strong> von <strong>der</strong> Nachbarabteilung beim Abschied, im Paukerwerk<br />

wird es mir viel besser gehen. Und das stimmte absolut.

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