„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung
„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung
„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
175<br />
Floridsdorfer Brücke, me<strong>in</strong> Vater beim „Shuttleworth“, alle an<strong>der</strong>en<br />
21 Parteien des Hauses waren tot.<br />
Als die Lokomotivfabrik gegen Ende 1944 bombardiert wurde,<br />
s<strong>in</strong>d im Block 3 immer die Glasscheiben zerstört worden und vom<br />
Dach heruntergefallen. Jedes Mal ist dann statt dem Glas e<strong>in</strong> Blech<br />
e<strong>in</strong>gesetzt worden. Dort hat je<strong>der</strong> Dreher bei <strong>der</strong> Drehbank e<strong>in</strong>en<br />
Ofen gehabt. Vor <strong>der</strong> Halle ist e<strong>in</strong> sehr großer Haufen Kohle gelegen.<br />
Da ist je<strong>der</strong> here<strong>in</strong>gekommen, hat sich aufgewärmt. Ich war damals<br />
Lehrl<strong>in</strong>g und hab dadurch nur von 6 bis 14 o<strong>der</strong> von 14 bis 22 Uhr<br />
arbeiten dürfen, obwohl damals <strong>in</strong> drei Schichten gearbeitet wurde.<br />
E<strong>in</strong>mal ist die Kohle ausgegangen, wir s<strong>in</strong>d unten sitzen geblieben<br />
und haben nicht mehr gearbeitet, weil es so kalt war. Da ist <strong>der</strong><br />
Direktor runtergekommen und hat gesagt: „Leutln, Baam dürfts <strong>uns</strong><br />
kan aufstellen, e<strong>in</strong>sperren tue ich niemanden, aber es kommt Kohle,<br />
ihr geht Arbeiten.“ Das war <strong>der</strong> ganze Streik wo ich dabei war.<br />
Anton Österreicher: Während <strong>der</strong> Luftangriffe kam sehr oft <strong>der</strong><br />
„Kuckucksruf“ (Anm.: Fliegeralarm!) aus dem Radio und dann die<br />
Vorwarnung, und je<strong>der</strong> brachte sich irgendwo <strong>in</strong> Sicherheit. In e<strong>in</strong>em<br />
<strong>der</strong> Splittergräben o<strong>der</strong> dem Hochdruckkessel, <strong>der</strong> zwischen<br />
Kesselschmiede und Block 2, unter dem Radlager lag. Dort gab es<br />
auch e<strong>in</strong>e Notbeleuchtung mit Batteriebetrieb.<br />
Doris Weißmüller: Und hat es e<strong>in</strong>en Luftschutzkeller gegeben?<br />
Anton Österreicher: Wir haben ke<strong>in</strong>en Luftschutzraum gehabt; nur<br />
Splittergräben waren h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> Montierung <strong>in</strong> den Gärten dr<strong>in</strong>nen.<br />
Aber <strong>der</strong> richtige Luftschutzkeller, <strong>der</strong> lag zwischen Beamtenhaus<br />
und dem späteren Tennisplatz. Da haben aber nur ausgewählte<br />
Personen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> dürfen. Die Hochspannungsleitungen, die mussten<br />
bei Fliegeralarm immer abgeschaltet werden, damit ke<strong>in</strong>e größeren<br />
Schäden entstehen. Trafos wurden abgeschaltet, das Gas wurde<br />
dann abgesperrt usw. Und diese Männer vom Luftschutz s<strong>in</strong>d dann<br />
als Letzte <strong>in</strong> den Luftschutzkeller gegangen.<br />
Ernst Tremmel: Als K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d wir nach dem Krieg oft <strong>in</strong> diesen<br />
Bunker mit Kerzen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gegangen und <strong>in</strong> den engen Lüftungsschacht<br />
am Bauch h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gekrochen. Die dicken, schweren Eisentüren<br />
waren ja nicht versperrt. Es war jedesmal e<strong>in</strong> bischen schau-