„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung
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Tiefflug gekommen, und haben die Bomben abgeworfen und alles<br />
mögliche beschossen. Was soll ich mit <strong>der</strong> Schreibmasch<strong>in</strong>e machen<br />
und <strong>der</strong> Herr Jonas sagte: Gut warten wir halt noch.“ E<strong>in</strong> Teil<br />
<strong>der</strong> Obernazis war überhaupt schon geflüchtet; es war eigentlich<br />
nichts mehr los. Als dann die Russen da waren, haben wir gesagt,<br />
jetzt schauen wir, was eigentlich los ist. Wir s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gekommen, da<br />
hat <strong>uns</strong> so e<strong>in</strong> Russenauto gleich mitgenommen, me<strong>in</strong>en Mann und<br />
mich, wir waren noch nicht verheiratet damals. Dann haben sie <strong>uns</strong><br />
nach Stammersdorf h<strong>in</strong>ausgebracht, <strong>in</strong> die Kellergasse, das war äußerst<br />
gefährlich, da ist <strong>der</strong> We<strong>in</strong> nur so runtergeronnen, die Bauern<br />
haben ja alles zurückgehalten gehabt und nichts hergegeben, dann<br />
hat sich das lei<strong>der</strong> Gottes sehr verheerend ausgewirkt. Zum Glück<br />
ist mir nichts passiert, wir s<strong>in</strong>d aber dann möglichst bald zurück,<br />
da war e<strong>in</strong> Russe, <strong>der</strong> war sehr nett, e<strong>in</strong> Alter, <strong>der</strong> hat mich unter<br />
se<strong>in</strong>en Schutz gestellt. Ich b<strong>in</strong> dann entlassen worden, denn ich war<br />
dienstverpflichtet und Dienstverpflichtete hat man <strong>in</strong> die „Neuzeit“<br />
nicht übernommen. Das waren me<strong>in</strong>e russischen Erlebnisse. Wie<br />
es mit <strong>der</strong> Demontage war, weiß ich nicht.<br />
Johann Orth (Gast): Ich war Vermessungstechnikerlehrl<strong>in</strong>g, b<strong>in</strong><br />
auch 1944 zur Reichsstatthalterei gekommen. Wenn man nicht bei<br />
<strong>der</strong> HJ war, hat man ke<strong>in</strong>en Posten bekommen, ich musste bei <strong>der</strong><br />
HJ se<strong>in</strong>, sonst hätten sie mich als Lehrl<strong>in</strong>g gar nicht aufgenommen.<br />
<strong>Bei</strong> mir war das <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong>fach, da sich me<strong>in</strong>e Eltern scheiden<br />
ließen und ich war <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em NSV-Heim. (Nationalsozialistische<br />
Volkswohlfahrt). Ich war damals 16 Jahre alt und die haben mich<br />
zum Volkssturm e<strong>in</strong>gezogen, wir sollten eigentlich Wien verteidigen;<br />
wir s<strong>in</strong>d aber bald abgehaut. Ich war damals noch <strong>in</strong> Nussdorf<br />
zu Hause und auf e<strong>in</strong>mal s<strong>in</strong>d die Russen da gewesen und haben<br />
im Haus zwei Kommunisten erschossen. Daraufh<strong>in</strong> b<strong>in</strong> ich stiften<br />
gegangen. B<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht mit e<strong>in</strong>em Boot nach Floridsdorf h<strong>in</strong>übergefahren,<br />
wo die Deutschen noch da waren. Dort haben mich<br />
aber die Deutschen verhaftet. Ich kann mich er<strong>in</strong>nern, dass wir bei<br />
<strong>der</strong> Schillschule marschiert s<strong>in</strong>d, als die Flieger gekommen s<strong>in</strong>d<br />
und alles beschossen haben. Die Deutschen haben kurzen Prozess<br />
gemacht und haben gesagt: „Wir brauchen dich eh Bubi“ und haben<br />
mich zur 6. Panzerdivision e<strong>in</strong>gezogen. Ich war wesentlich längere<br />
Zeit <strong>in</strong> russischer Gefangenschaft, als ich Soldat war.