„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung
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Rechenstift und die Rentabilität. Man darf ja heute nicht vergessen,<br />
dass das im Jahr 1969, also zur Zeit <strong>der</strong> „schwarzen“ Alle<strong>in</strong>regierung<br />
war. Aber es gilt auch das Recht des Stärkeren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirtschaft, dass<br />
darf man nicht vergessen. Und so hat es halt die <strong>Lofag</strong> getroffen.<br />
Otto Czischek: Unser Unternehmen war sicher nicht schlechter als<br />
alle an<strong>der</strong>en. Ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en SGP-Werke, hat zum <strong>Bei</strong>spiel<br />
e<strong>in</strong>e Gießerei o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Modelltischlerei bzw. e<strong>in</strong>e Schmiede<br />
gehabt. Diese haben noch bis zum Jahr 1970 und darüber h<strong>in</strong>aus<br />
noch für Fremdfirmen gearbeitet. Alle<strong>in</strong>e von diesem Standpunkt<br />
war eigentlich schon klar, dass <strong>uns</strong>er Werk das Beste gewesen<br />
wäre. Herr Vorstandsdirektor Paulsen hat e<strong>in</strong>mal zu Weihnachten,<br />
ich glaube 1970 gesagt: „Ich habe den E<strong>in</strong>druck, dass ich das verkehrte<br />
Werk geschlossen habe!“<br />
Rudolf Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger: Im ganzen SGP-Konzern waren damals 5.400<br />
Beschäftigte, bei <strong>uns</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Lofag</strong> ungefähr 1.200. In diesem Vergleich<br />
kann man gut das Größenverhältnis erkennen. Die <strong>Lofag</strong> hat<br />
ausbaufähige Werkstätten wie die Gießerei und die Modelltischlerei<br />
gehabt. Dann gab’s entsprechend große Werkshallen mit den Krananlagen,<br />
e<strong>in</strong> vollkommen aufgeschlossenes Grundstück mit zwei<br />
Gleisanschlüssen zur Bundesbahn. Mit dem neuen Kesselhaus hat<br />
man sogar vorgehabt, es als kalorisches Kraftwerk zu benutzen und<br />
dass man mit dem Abdampf <strong>der</strong> Stromerzeugung die Büroräume<br />
und die Hallen heizt, und sogar <strong>in</strong> das <strong>Wiener</strong> Stromnetz e<strong>in</strong>speist.<br />
Wir haben auch e<strong>in</strong>en tiefen Brunnen gehabt, also Grundwasser.<br />
Das wäre alles vorhanden gewesen. Den Brunnen haben’s dann<br />
später zugeschüttet, das war mir völlig unverständlich.<br />
Der teilweise kriegsbeschädigte Block 4 hätte damals mit relativ<br />
ger<strong>in</strong>gen Mitteln endgültig nutzbar gemacht werden können.<br />
Für die Bereiche Lokomotivbau, Schwermasch<strong>in</strong>enbau, Montagen,<br />
war dann ke<strong>in</strong> Markt mehr vorhanden. Wir als Gewerkschafter,<br />
haben <strong>uns</strong> damals doch sehr bemüht, Alternativen zu f<strong>in</strong>den.<br />
Aber die Steuerungstechnik im Hydraulikbereich und Masch<strong>in</strong>enbau,<br />
das wurde e<strong>in</strong>fach nicht geför<strong>der</strong>t. Das heißt, das hat man bewusst<br />
sterben lassen. Man hat gerade noch auf <strong>der</strong> „<strong>Wiener</strong> Messe“<br />
ausgestellt. E<strong>in</strong>e Presse war das und dann hat man e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> zwei<br />
verkauft. Infolge hat dann die Montage nicht geklappt – das hat man<br />
halt bewusst sabotiert.