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„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung

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ge zu suchen. Natürlich hätte man laufend Aufträge suchen müssen,<br />

wie es die an<strong>der</strong>en Firmen auch machten. Und dann kommt noch<br />

das Politikum dazu: E<strong>in</strong> kapitalistisches System, wird sozialistisch<br />

nicht funktionieren. Der e<strong>in</strong>e will Arbeitsplätze <strong>in</strong> Graz erhalten;<br />

will dort e<strong>in</strong>e politische Karriere machen, schickt er die Aufträge<br />

nach Graz. Nehmen wir sie denen <strong>in</strong> Wien weg, die f<strong>in</strong>den dort viel<br />

leichter e<strong>in</strong>en neue Arbeit. E<strong>in</strong> Privater könnte das nie machen, <strong>der</strong><br />

wäre sofort Pleite und <strong>in</strong> Konkurs.<br />

So konnte man eigentlich voraussehen, dass alle Floridsdorfer<br />

Großbetriebe, die ja auf e<strong>in</strong>er ähnlichen Basis aufgebaut waren, zusperren<br />

werden. Zuerst wurden viele Posten parteipolitisch besetzt,<br />

dann wurden zu viele Leute aufgenommen. Wenn’s dann ke<strong>in</strong>e Arbeit<br />

gab, s<strong>in</strong>d’s dann halt „Graszupfen“ gegangen. Dann haben’s auf<br />

irgende<strong>in</strong>en Anschlussauftrag gewartet, <strong>der</strong> nicht gekommen ist,<br />

und haben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zwischenzeit völlig „hirnrissige Ideen“ ausgebrütet,<br />

welche Aufträge die Firma erledigen sollte. Ich me<strong>in</strong>e, wie kann<br />

e<strong>in</strong>e Lokomotivfabrik Flugzeuge bauen. Auch wenn es nur kle<strong>in</strong>e<br />

Leichtflugzeuge hätten werden sollen. Da braucht man nur e<strong>in</strong>mal<br />

nach Schwechat fahren, wo die Flugzeuge nur gewartet werden, um<br />

zu sehen, dass das e<strong>in</strong>e völlig an<strong>der</strong>e Welt ist.<br />

Margarete Löschl: Aber e<strong>in</strong>es ist mir nicht klar, soll das wirklich<br />

so gewesen se<strong>in</strong>, dass wir fortwährend Nichtskönner im Vorstand<br />

gehabt haben? Und bei <strong>uns</strong>, was hat <strong>der</strong> Vorstandsdirektor bei <strong>uns</strong><br />

gemacht? Ist um sieben Uhr früh <strong>in</strong> Simmer<strong>in</strong>g beim Portier gestanden<br />

und hat geschaut, wer zu spät kommt! So was muss man sie sich<br />

vorstellen. Noch dazu hat er ja die Leute nicht gekannt, also, wenn<br />

<strong>der</strong> mich gefragt hätte, wenn ich zu spät komme, wie ich heiße, und<br />

ich hätte gesagt „Meier“, hätte er zufrieden se<strong>in</strong> müssen, weil <strong>der</strong><br />

hat mich noch nie <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leben gesehen. Ist ja ganz klar, mit<br />

solchen Leuten kann man ke<strong>in</strong>en „Krieg“ gew<strong>in</strong>nen.<br />

Rudolf Schobesberger: Die Frau Löschl hat recht. E<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Vorstandsdirektoren<br />

ist schon um ¾ 7 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Halle gestanden. Um<br />

sieben Uhr hat es dann „geblasen“ (Anm.: Den Signalton zum Arbeitbeg<strong>in</strong>n<br />

gegeben!) , und dann s<strong>in</strong>d die Arbeiter schön langsam<br />

aufgestanden, und besagter Vorstandsdirektor hat die angestänkert<br />

– hat sie angeschrieen: „Wissen sie nicht wer ich b<strong>in</strong>.“ Die hatten<br />

natürlich ke<strong>in</strong>e Ahnung gehabt wie <strong>der</strong> heißt. Derselbe Herr ist

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