„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung
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litische Entscheidung. Dass die SGP die <strong>Lofag</strong> mit dem Bewusstse<strong>in</strong><br />
annektiert hat, e<strong>in</strong>e Konkurrenz aus <strong>der</strong> Welt zu schaffen. Ich kann<br />
mich genau er<strong>in</strong>nern, dass wir <strong>uns</strong> bemüht haben, selbständig zu<br />
werden o<strong>der</strong> zur VOEST angeschlossen zu werden. Das war schon<br />
um 1954 herum, weil wir damals schon gewusst haben, dass, wenn<br />
wir zur SGP kommen sollen, wird es sehr schwierig werden. Wir<br />
haben darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass das gesamte <strong>Lofag</strong>-Gelände, beide<br />
an<strong>der</strong>en Werke, also das Paukerwerk und das Werk Simmer<strong>in</strong>g<br />
größenmäßig, als Areal „schlucken“ kann. Die Lokomotivfabrik war<br />
wun<strong>der</strong>bar ausgerüstet, zwei große Kräne mit je 120 Tonnen Tragkraft<br />
hat’s gegeben, die sonst ke<strong>in</strong>es <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Werke gehabt hat.<br />
In Simmer<strong>in</strong>g haben sie zum „Aufachsen“ (E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den) die Loks mit<br />
W<strong>in</strong>den <strong>in</strong> die Höhe heben müssen. Man hat <strong>uns</strong> dann verweigert,<br />
an Ausschreibungen von Lokomotiven <strong>der</strong> Bundesbahn teilzunehmen<br />
und hat sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> „Tischlade“ gelassen. Man hatte damals<br />
Leute abbauen müssen bis nur noch 300–400 Menschen auf diesem<br />
großen Areal beschäftigt waren. Ich glaube, es waren mehr o<strong>der</strong><br />
weniger politische Entscheidungen. Schon vorher wurde ganz bewusst<br />
nichts mehr <strong>in</strong>vestiert. Man hat nur die Straße asphaltiert. Ich<br />
weiß aus verschiedenen Vorsprachen beim Vorstand als Betriebsrat,<br />
wo wir e<strong>in</strong>en gewissen Investitionsanteil verlangt haben, wie ihn<br />
die an<strong>der</strong>en Werke auch gehabt haben. Aber das wurde immer<br />
verweigert. Da möchte ich noch an die letzte Zeit er<strong>in</strong>nern, als wir<br />
Güter- und Kesselwagen erzeugten, da hat f<strong>in</strong>anziell alles gestimmt,<br />
trotzdem ist die Produktion e<strong>in</strong>gestellt worden. Dazu kommt, dass<br />
<strong>der</strong> Aufsichtsratvorsitzende, Herr Holzer e<strong>in</strong> „Simmer<strong>in</strong>ger“ war,<br />
<strong>der</strong> natürlich für Simmer<strong>in</strong>g plädiert hat.<br />
Da war natürlich viel Lokalpatriotismus dabei; wir haben halt<br />
im Aufsichtsrat und auch im Konzernvorstand niemanden gehabt.<br />
Vier Direktoren wurden zwar <strong>in</strong> den Vorstand gewählt, aber <strong>uns</strong>er<br />
Direktor Kwiatkovski war dann dort nicht vertreten, weil er sich<br />
geweigert hat sich mit den an<strong>der</strong>en zusammenzusetzen.<br />
Doris Weißmüller: Wie lange hat denn die Diskussion gedauert,<br />
wann ist denn die angegangen? Schon 1955?<br />
Rudolf Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger: Ne<strong>in</strong>, bereits 1954 hat es angefangen aber konkret<br />
wurde es erst dann im Juli 1957. Da hat es dann natürlich auch<br />
Artikel <strong>in</strong> den Zeitungen gegeben. Da habe ich Abschriften, wo die