Dr. Jan Schröder - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen ...
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Es spricht also einiges <strong>für</strong> die radikale Variante und die Einführung von Marktprinzipien.<br />
Allerdings handelt es sich nicht um einen Markt im klassischen Sinn, da hier öffentliche<br />
Gelder ausgegeben werden und viele Klienten dauerhaft auf soziale Leistungen existentiell<br />
angewiesen sind. <strong>Dr</strong>ei Punkte sind daher bei der Einführung von Marktprinzipien in<br />
jedem Fall zu beachten:<br />
Marktversagen, d.h. einen temporären oder partiellen Wegfall von Sozialleistungen soll<br />
es in sozialen Märkten nicht geben. Hier<strong>für</strong> müssen zumindest Wirkungsziele und Anspruchskriterien<br />
definiert sein – mit der Möglichkeit des Rechtsweges <strong>für</strong> Anspruchsberechtigte<br />
bzw. <strong>für</strong> Interessensverbände (SGB IX). Marktprinzipien dürfen nur soweit greifen,<br />
dass es nicht zu extremen Unterschieden in der Bedarfsdeckung kommt – sei es<br />
durch erhebliche Unterschiede in der örtlich vorhandenen bzw. zugänglichen Angebotspalette,<br />
sei es durch eingeschränkte Artikulations- oder Durchsetzungsfähigkeit bestimmter<br />
Klienten(gruppen).<br />
Ein neu gekaufter Fernseher, der beim Championsleague Endspiel kaputt geht, mag<br />
zwar einen gewissen emotionalen Schaden in der <strong>Familie</strong> hinterlassen – den Fernsehermarkt<br />
über die derzeitigen Sicherheitsregeln hinaus zu regulieren ist sozialpolitisch<br />
dennoch verzichtbar.<br />
Anders sieht dies beispielsweise bei pädagogischen oder betreuerischen Leistungen<br />
aus – Verbraucherschutz muss gewährleisten, dass ein Mindestmass an Wirkung erzielt<br />
wird. Ein derartiger Verbraucherschutz kann vom Staat / den Kommunen selber wahrgenommen<br />
werden – denkbar wäre aber auch entsprechend der holländischen Erfahrungen<br />
eine strukturelle Unterstützung von Interessensvertretungen der Klienten, wiederum<br />
eine Form der Selbststeuerung. Verbunden werden muss dies im Vorfeld mit Verfahren<br />
der Qualitätsentwicklung, die greifen, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist.<br />
„Der empfindlichste Körperteil vieler Menschen ist ihr Geldbeutel – insbesondere, wenn<br />
der Nachbar mehr hat.“<br />
Erhalten <strong>Familie</strong>n pro Kind 2000,- DM an Stelle des Rechtsanspruches auf einen Kindergartenplatzes<br />
– und kann dieses Geld auch der Großmutter des Kindes <strong>für</strong> ihre Bemühungen<br />
am Wochenende gegeben werden - dann entsteht schnell eine neidgefärbte<br />
Umverteilungsdebatte, nicht zuletzt auch erheblicher Widerstand der bestehenden.Träger.<br />
Sozialpolitik muss Selbststeuerung behutsam einführen, offensiv die beabsichtigten Wirkungen<br />
kommunizieren und deutlich machen, dass Menschen in der Regel die vom<br />
Staat überlassenen Gelder zweckentsprechend einsetzen. Dies zeigen zumindest die<br />
niederländischen Erfahrungen.<br />
Daher führen nur Markt und sozialpolitische Verfahrensregeln gemeinsam zum Ziel –<br />
letztere können auch als Instrumente der Selbststeuerung organisiert werden.<br />
Mit der Tagungsreihe „Magdeburger Gespräche“ hat das BMFSFJ gemeinsam mit<br />
dem Ministerium <strong>für</strong> Arbeit, <strong>Frauen</strong>, Gesundheit und Soziales und der <strong>Jan</strong> <strong>Schröder</strong> Beratungsgesellschaft<br />
mbH die Diskussion zwischen Theorie und Praxis angestossen.<br />
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