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Dr. Jan Schröder - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen ...

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Links sind Steuerungsstufen abgetragen und zwar in der klassischen Form der Steuerung<br />

über Ziele. Rechts stehen Bewertungskriterien, mit denen Zielerreichung „gemessen“<br />

werden kann. Wirkungsorientierung bedeutet ja, dass ich Ziele und die gewünschte<br />

Wirkung sehr genau definieren muss, um festzustellen, ob ich sie auch erreicht habe.<br />

Ich unterscheide vier Stufen der Zielformulierung. Das ist übrigens nicht nur von mir,<br />

auch in Großbritannien wird z. B. versucht, über Public Spending Agreements (PSA) in<br />

einzelnen Bereichen genau dies von staatlicher Seite her zu organisieren, beginnend<br />

mit einer politischen Vision, einem Commitment, die sagt: „Wir wollen in Zukunft dies<br />

und jenes erreichen.“ Unsere Politiker sagen leider nicht, was sie in Zukunft erreichen<br />

wollen. Eine Selbstverpflichtung der großen Politik über die klare Zielerreichung müsste<br />

eingefordert werden. Im Hochschulbereich sehe ich in England eine sehr schöne Entwicklung,<br />

bei der in Kommissionen und Debatten <strong>für</strong> alle Beteiligten auch Commitments<br />

auferlegt worden sind. Als schönstes Commitment empfand ich eine Verpflichtung der<br />

Studenten, ihre Leistungskraft der Universität zur Verfügung zu stellen. Das habe ich<br />

meinen Studenten erzählt: „Ihr seid ein Teil Input dieses Systems der Universität. Eure<br />

Leistung ist Teil des Systems. Wenn Ihr nicht gut in den Seminaren arbeitet, kommt dabei<br />

nichts heraus, und Ihr könnt auch nichts lernen.“ Deshalb also Kooperation. Ob sie<br />

es verstanden haben? So eine Art von Vision/Commitment würde ich mir auch im sozialpolitischen<br />

Bereich wünschen. Insgesamt klare und generelle Ziele, die natürlich auf<br />

handhabbare „Departments“ heruntergebrochen werden müssen, beispielsweise als<br />

Zielkorridore <strong>für</strong> einzelne Zweige der Sozialpolitik, aus denen man dann Zwecke <strong>für</strong> einzelne<br />

Maßnahmen im Jugendhilfe- oder betrieblichen Bereich entwickeln kann.<br />

Daraus resultieren dann sogenannte Targets, Ziele <strong>für</strong> den Einzelnen, die festlegen, was<br />

im Einzelfall passieren soll. Soweit die Steuerungsstufen über Ziele. Im Prospekt der<br />

Tagung wurde die Frage gestellt: „Ist die präzise Formulierung von Wirkungszielen<br />

durch Politik erforderlich oder reicht es, Verfahrensregelungen zur Qualitätsentwicklung<br />

vorzugeben?“ Ich würde beides be<strong>für</strong>worten. Man darf sich den Prozess aber im sozialpolitischen<br />

Bereich oder auch generell nicht so vorstellen, dass es möglich wäre, aus<br />

allgemeinen Visionen und Commitments jedes Einzelziel abzuleiten. Dies ist der große<br />

Denkfehler, der häufig gemacht wird. Wenn die Politik den alten bürokratischen Denkstil<br />

so weiterführt, denkt sie, dass sie das könne.<br />

Hier müssen wir Abstufungen vornehmen. Es gibt hier vor allen Dingen einen ganz wichtigen<br />

Schnitt in der Mitte, bei der Umsetzung von großen Zielen in die Bereichsziele und<br />

die Zwecksetzung <strong>für</strong> Einzelne. Hier besteht ein Übersetzungsproblem, welches man<br />

nicht bürokratisch von oben durchsteuern, sondern nur kooperativ lösen kann. Es handelt<br />

sich also um zwei ganz verschiedene Felder. Man könnte es auch so formulieren:<br />

Der Schnitt zwischen den beiden ersten Stufen und den zwei folgenden bezeichnet eine<br />

Unterscheidung von „ermöglichenden“ Faktoren und dem Bereich des tatsächlichen<br />

Leistungsgeschehens. Ich kann im Einzelfall auf der Ebene des Leistungsangebots<br />

selbstverständlich einzelne Zwecke festlegen. Ich würde immer ganz im Sinne von Max<br />

Weber nach Ziel und Zweck unterscheiden. Ich kann Zwecke festlegen, <strong>für</strong> die ich ganz<br />

bestimmte Mittel auch zur Verfügung stellen kann. Nehmen wir ein Krankenhaus als<br />

Beispiel. Dort kann ich <strong>für</strong> den Betrieb das genau durchführen. Ich kann aber niemals<br />

genau sagen, wie diese Zwecksetzungen, die mit klaren Mitteln auch in Bezug auf Wirkungen<br />

bearbeitbar sind, mit den größeren Zielen des Gesundheitswesens als Ganzem<br />

zusammenhängen. Das ist ein Transformations- und Übersetzungsproblem, an dem die<br />

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