Dr. Jan Schröder - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen ...
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Um aus diesem System herauszutreten und inhaltliche Ziele zu erreichen, benötigen wir<br />
eine neue Methode und die neue Methode bedeutet eben nicht klassischer, obrigkeitsstaatlicher<br />
und hoheitlicher Zuwendungsbescheid, sondern bedeutet Verhandeln, bedeutet<br />
Verabredung, bedeutet Verträge, bedeutet Zielvereinbarungen. Das machen Sie<br />
einmal mit einer Verwaltung, die es gar nicht gewöhnt ist, etwas wie ein Zielsystem zu<br />
entwickeln und sich zu fragen, was wollen wir eigentlich, wohin wollen wir, wenn wir diese<br />
oder jene Einrichtung einem Budget versorgen und eben ein entsprechendes Ergebnis<br />
herauskommt. Umgekehrt muss sich auch der Empfänger natürlich anders orientieren.<br />
Er geht ein gewisses Risiko ein, aber er hat natürlich auch Chancen. Diese Chancen<br />
selbst einmal zu erschließen, das ist ein Prozess, der auch nicht sofort mit jedem zu<br />
machen ist. Vielmehr muss dies zunächst mit ausgewählten Bereichen erfolgen. Wir<br />
sind auf dem Weg, aber noch nicht am Ende. Es ist auch schwierig, z. B. im Bereich der<br />
Gesundheitsförderung, nicht nur die Ziele zu definieren, sondern die Messung zu<br />
bestimmen. Es geht nicht mehr nur darum zu belegen, dass 600.000 oder 700.000 Mark<br />
ausgegeben sind. Entscheidend ist vielmehr, ob sich der Gesundheitszustand, das Gesundheitsbewusstsein,<br />
die Einsicht, verändert hat, ob in diesem Lande dennoch Raucher<br />
oder Trinker sind oder es Leute gibt, die zum Zahnarzt müssen? Beim Landessportbund,<br />
da frage ich immer die Abteilung: Wie ist der Medaillenspiegel? Das ist z. B.<br />
ein Messindikator. Wir akzeptieren auch 4. Plätze, z. B. unser Speerwerfer Raimund<br />
Hecht, wird seit 10 Jahren immer Vierter. Wie messe ich Erfolg? Wie messe ich Ergebnisse<br />
im Rahmen der Zielvereinbarungen?<br />
Wir müssen auf diesem Weg weitergehen und wir haben, denke ich, einen z. B. sehr<br />
guten Ansatz im Bereich der Jugendpolitik. Das ist die Jugendpauschale. Wir haben in<br />
ganz knappen Worten, im Rahmen eines Erlasses die inhaltliche Zielsetzung aufgeschrieben.<br />
Die Kreise, als örtliche Träger der Jugendhilfe, bekommen eine Zuweisung<br />
nach einem Schlüssel, der sich schlicht und ergreifend an der Zahl der Kinder und Jugendlichen<br />
in diesem Kreis orientiert, ein bisschen veredelt nach Verdichtungsraum und<br />
ländlichem Raum.<br />
Sie müssen die entsprechende Pauschale, in diesem Sektor einsetzen, müssen mindestens<br />
50 % Geld dazu legen und können dann selber agieren. Wir hatten am letzten<br />
Sonnabend Kinder- und Jugendtag, es kamen viele kleine Verbände und Vereine, die<br />
beklagten, sie würden diskriminiert, und das eigentliche Ziel der Jugendpauschale, nämlich<br />
einen bestimmten Sektor oder ein bestimmtes Spektrum auszustatten wird nicht erreicht.<br />
Da seien die etablierten Wohlfahrtsverbände und das kommunale Jugendamt, die<br />
vorrangig die Jugendhäuser förderten, wo sich ohnehin nur noch die Rechten träfen. Sie<br />
sehen also selbst, wenn Sie diesen neuen Weg gehen, haben Sie eine ganze Fülle von<br />
Anschlussproblemen.<br />
Als ein weiteres Beispiel möchte ich den Bereich der Enthospitalisierung anführen, denn<br />
hier kann man die Problematik im Zeitrafferstil ablesen. Das Thema finden Sie bereits in<br />
einer großen Psychiatrie-Enquete der 70er Jahre in Westdeutschland. Westdeutschland<br />
hat dann vier Jahrzehnte gebraucht, um sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen<br />
und auf den richtigen Weg zu bringen. Die ostdeutschen Länder mussten das in relativ<br />
kurzer Zeit bewältigen.<br />
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