Dr. Jan Schröder - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen ...
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Die letzte Stufe ist dann die, mit der ich im Rahmen von Aktivierungskonzepten begonnen<br />
habe, das Verhältnis des Einzelnen, des Konsumenten, des Kunden, des Klienten<br />
usw. - wie man ihn denn nennen will - des Bürgers in seinen verschiedenen Räumen zu<br />
den Institutionen. Ich halte den Kunden-, den Klienten-, den Patientenbegriff jeweils <strong>für</strong><br />
sich <strong>für</strong> problematisch, weil wir außerhalb des unmittelbaren Leistungsgeschehens, in<br />
dem man diese Rolle als Patient oder als Klient innehat, alle Bürger sind. Die Grundlage<br />
unseres Aktivierungskonzeptes ist der demokratische Prozess, das Verhältnis von Staat<br />
und Bürger. Wir alle müssen uns daran erinnern, dass wir wirklich Bürger sind und zwar<br />
gleich in mehrfacher Hinsicht. Wir haben unsere Pflichten, aber wir haben auch unsere<br />
Rechte. Wir sind eigentlich diejenigen, die auch mit unserem System, das wir uns gewählt<br />
haben, sehr viel härter umgehen und sehr viel stärker Effizienz, Effektivität und<br />
Qualität einfordern müssen. Aber wir müssen auch kooperieren. Der Kundenbegriff jedoch<br />
beinhaltet keine Kooperation, er reduziert auf Kauf- und Verkaufsverhältnisse. Der<br />
Klientenbegriff ist natürlich hoheitlich strukturiert. Der Patientenbegriff spielt -bösartig<br />
gesagt- sowieso keine Rolle im Gesundheitswesen. Der Patient steht zwar im Mittelpunkt,<br />
aber damit allen im Weg. Wenn wir hier nicht dezidiert und „nachhaltig“ die Frage<br />
des Bürgerengagements, der neuen Bürgerrolle, der „Citizenship”, wie die Engländer<br />
sagen, die auch ihre Probleme damit haben, stellen, dann kommen wir an dieser Leistungskette<br />
nicht zum Abschluss. Es handelt sich um eine Leistungskette von der Politik<br />
bis zum „Kunden“, die so verbessert und über verschiedene Stufen aktiviert werden<br />
muss, dass am Ende wirklich der Bürger, der in verschiedenen Rollen auftritt, seinem<br />
Staat gegenüber auch die Wirkung bekommt, <strong>für</strong> die er sein Geld gibt und <strong>für</strong> die er die<br />
Politiker wählt, aber an der er/sie auch mitarbeiten und mitgestalten muss. Das ist mein<br />
Gesamtkonzept.<br />
Ich danke <strong>für</strong> Ihre Aufmerksamkeit.<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Jan</strong> <strong>Schröder</strong>:<br />
Herzlichen Dank, Herr Prof. Blanke. Sind von Ihrer Seite Nachfragen? Punkte, wo Sie<br />
Sich vielleicht noch klarere Antworten wünschen würden? Unklarheiten? – Das ist im<br />
Augenblick nicht der Fall. Herr Prof. Blanke, erlauben Sie mir eine Frage: Wie weit sind<br />
Ihres Erfahrungswissens nach erste Umsetzungsschritte im Hinblick auf diese - Sie haben<br />
es Leistungskette genannt - Steuerungspyramide, Zielhierarchie könnte man es<br />
auch nennen? Sind Ihnen da Beispiele bekannt im Inland oder auch Ausland?<br />
Prof. <strong>Dr</strong>. Bernhard Blanke:<br />
Das Hauptproblem sind die Schnittstellen. Wie werden diese Schnittstellen so gemanagt,<br />
dass die Leistungsaktivierung wirklich funktioniert, dass Prioritäten gut gesetzt und<br />
daraus zielklare Kooperation und Prozessoptimierung gemacht werden? Die Experimente<br />
im internationalen Bereich der Staatsmodernisierung arbeiten eigentlich immer an<br />
diesen Schnittstellen. In der Institutionen-Ökonomie gibt es den Begriff des „Principle-<br />
Agent“-Problems, wir können auch sagen: Beziehungen zwischen Auftraggeber/Auftragnehmer<br />
oder Leistungsnachfrager/Leistungsanbieter. Die Frage wird gestellt,<br />
wie diese Beziehungen optimal zu gestalten sind. Einige haben das durch „Outsourcing“<br />
und Vertragskaskaden, also immer mehr Verträge zwischen den verschiedenen Ebenen,<br />
gelöst. Das wirft jedoch ungeheure Probleme auf, weil damit die Vertragskosten<br />
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