Dr. Jan Schröder - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen ...
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<strong>Dr</strong>. Peter Gitschmann<br />
Nach meiner Überzeugung weder noch. Es ist sicher kein Allheilmittel, ein völlig neues<br />
Angebot <strong>für</strong> alle behinderten Menschen, sondern nach meiner Überzeugung eine wichtige<br />
zu entwickelnde weitere Option in der Behindertenhilfe und in der Rehabilitation. Für<br />
wen es insbesondere in Frage kommt, welche Bedarfe damit auch gut gedeckt werden<br />
können: da muss man einfach Erfahrungen machen und sollte entsprechend offen sein.<br />
Man sollte eines nicht tun, was in der Diskussion immer mal wieder als Gefahr von mir<br />
gesehen wird, nämlich versuchen, das vorher theoretisch festzulegen, sondern wir sollten<br />
jetzt einfach in die Praxis gehen und schauen was passiert. Dann wird sich dieses<br />
Element stabilisieren und auch Profil gewinnen. Natürlich dürfen aus meiner Sicht persönliche<br />
Budgets auch nicht beliebig sein. Also die aus dem Budget finanzierte Mallorca-Reise<br />
– ich versuche mir das immer vorzustellen, weil das immer als nächstes<br />
kommt – war angeblich total erfolgreich. Was kann das dann <strong>für</strong> ein Eingliederungs- oder<br />
Rehabilitationsbedarf gewesen sein? Mag alles vorstellbar sein. Aber wichtig ist<br />
doch, ein persönliches Budget bleibt Eingliederungshilfe, bleibt Rehabilitationsleistung,<br />
die nach SGB IX ausgeprägt ist. Das heißt, ein gewisser Rahmen ist vorgegeben, der<br />
kann nicht überschritten werden. Und wenn dann innerhalb dieses Rahmens und innerhalb<br />
vereinbarter Ziele <strong>für</strong> die Budgetverwendung, das ist das entscheidende Element<br />
der Steuerung, dann auch die Maßnahme Reise nach Mallorca sinnvoll ist, dann kann<br />
sie stattfinden und dann sehe ich da kein Problem. Wenn es aber diesen Rahmen überschreitet,<br />
dann ist es ein Problem und dann muss man sicherlich sehr schnell darüber<br />
reden, wie man das bereinigen kann. Ein weiterer Aspekt, den ich erwähnen will, vielleicht<br />
schlägt das auch schon ein bisschen eine Brücke zu dem was insbesondere Professor<br />
Blanke gestern gesagt hat, ich denke es ist ein Rollenwechsel aller Beteiligten<br />
erforderlich. Damit das ans Laufen kommt und funktionieren kann. Ein persönliches<br />
Budget als hoheitliche Gabe, die verliehen wir dann da<strong>für</strong> besonders Qualifizierte an<br />
Hand eines Kriterienkataloges, das wäre sicherlich ein Irrweg. Ich denke man muss sich<br />
verständigen. Man muss kommunizieren und einen Konsens finden. Darüber, welche<br />
Ziele der Eingliederung, der Rehabilitation man verfolgen will und wie viel Geld, welches<br />
Budget man denn da<strong>für</strong> braucht. Und zu dem Konsens gehört auch die gemeinsame<br />
Überzeugung des Sozialhilfeträgers, der diese Leistung ja bewilligt, und des behinderten<br />
Menschen, dass es sinnvoll ist, dies mit einem persönlichen Budget zu versuchen. Dieser<br />
Konsens sollte gesucht werden und das bedeutet also, dass erhebliche Rollenveränderungen<br />
allenthalben stattfinden müssen. Ein Sozialhilfeträger bewilligt halt nicht<br />
mehr eine Sachleistung, soundsoviel DM Kostenzusage oder so etwas, sondern er moderiert<br />
eine Konferenz, einen Kommunikationsprozess, er stellt einen Konsens über Ziele,<br />
über die Laufzeit, über die Budgethöhe fest. Dazu braucht er Qualifizierung und Begleitung.<br />
Niemand aus den Sozialämtern kann das aus dem Stand zur Zeit. Da müssen<br />
wir auch daran denken. Aber auch der behinderte Mensch muss sich halt tatsächlich in<br />
die Rolle begeben desjenigen, der das Wie der Budgetverwendung dann auch wirklich<br />
selbst bestimmt. Möglicherweise mit qualifizierter Unterstützung und Anleitung. Aber das<br />
ist seine Rolle und das muss er wollen und können. So auch die Kriterien in Großbritannien:<br />
„willing and able“. Und die Leistungsanbieter, um das auch noch zu sagen, können<br />
auch daran mitwirken, sollten sich aber auch insofern öffnen, dass sie vielleicht dann<br />
doch bedürfnisorientierte neue Angebote ausprägen, die gerade <strong>für</strong> Budgetnehmerinnen/<br />
Budgetnehmer in Frage kommen. Das ist alles ein gemeinsamer Lernprozess, von<br />
dem ich hoffe, dass er unter der Überschrift „persönliche Budgets“ in Gang kommt, in-<br />
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