Dr. Jan Schröder - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen ...
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4. Der aktivierende Staat - wer steuert wen?<br />
- Prof. <strong>Dr</strong>. Bernhard Blanke<br />
Prof. <strong>Dr</strong>. Bernhard Blanke, Universität Hannover<br />
Meine Damen und Herren!<br />
Mein Thema „Der aktivierende Staat – wer steuert wen?“, formuliert eine Frage, die mir<br />
Herr <strong>Schröder</strong> gestellt und die mir großes Kopfzerbrechen bereitet hat, weil die Formel<br />
„Der aktivierende Staat“ oder auch die Konzeption in der Tat noch lange nicht so ausgearbeitet<br />
ist, dass ich Antworten auf all die Fragen geben könnte, die z.B. heute morgen<br />
die beiden Staatssekretäre aufgeworfen haben. Deshalb möchte ich versuchen, erst<br />
einmal eine Grundkonzeption des „Aktivierenden Staates“ zu skizzieren.<br />
Zunächst eine provokante, vor allem durch persönliche Erfahrungen als „Staatsdiener“<br />
und professionelle Lehren aus Beratungstätigkeiten begründete Feststellung: Der Staat<br />
in seinen Institutionen und Akteurskonstellationen, vor allen Dingen mit seinem Personal,<br />
ist weit davon entfernt, eine Idee der „Aktivierung“ überhaupt zu verstehen. Das hat<br />
auch eine repräsentative Mitarbeiterbefragung in Niedersachsen ergeben, die wir 1999<br />
durchgeführt haben. Wir leben noch immer in der Welt, die Max Weber sehr schön in<br />
seinem Bürokratiemodell beschrieben hat, in welchem die Staatlichkeit, das Staatliche,<br />
gruppiert ist um den Hoheitsgedanken und die Bürokratie, gruppiert um Dienstwege und<br />
Regelsteuerung, um interne Kontrollen – also quasi immer nur um Selbstkontrolle, eine<br />
Art von Selbststeuerung der Bürokratie, die wir eigentlich nicht wollen. Der Prozess, sich<br />
aus dem bürokratischen Modell zu einem mehr dienstleistenden oder auch mehr manageriellen<br />
Modell fortzubewegen, dauert bestimmt noch 20 bis 30 Jahre. Ich werde den<br />
Endpunkt nicht mehr erleben, an dem ich sagen könnte, jetzt ist der Staat endlich so<br />
„modern“, wie wir aktiven Bürger ihn gerne haben wollen. Ich denke, diese Tradition von<br />
hoheitlicher Staatlichkeit lastet auch im Sozialsystem, in der ganzen Sozialverwaltung<br />
und vor allen Dingen in den Interaktionen zwischen denen, die direkt im sozialen Bereich<br />
tätig sind, Dienstleistungen erbringen, und den anderen, die kontrollieren, finanzieren<br />
und eigentlich weitgehend beengen. Wer etwas bewegen will, muss also überlegen,<br />
wie man in diesem existierenden Institutionensystem überhaupt zur Frage nach der Wirkungsorientierung<br />
gelangen kann.<br />
Das Hauptproblem, das in den vorangegangenen Referaten immer wieder formuliert<br />
wurde, ist, dass wir mittlerweile über eine Menge von eingeführten Instrumenten verfügen,<br />
die alle etwas mit neuer Steuerung, Wirkungsorientierung und Modernisierung zu<br />
tun haben. Nur ist das Institutionensystem an sich nicht das Thema der Modernisierung.<br />
Mein Ansatz, den ich mit anderen teile, ist derjenige, dass ohne Reform der Institutionen<br />
alle Instrumente schief laufen, oder aber kontraproduktive Wirkung zeitigen. Sie können<br />
erst gar nicht ihre Wirkung entfalten, die man ihnen zuschreibt. In einem hochkorporatistischen<br />
Verbändesystem sind die großen Verbände z. B. alle sehr stark daran<br />
orientiert, den Staat nachzuahmen, zu imitieren. Wenn ich das sage, ist es nicht bösartig<br />
gemeint, sondern dies lässt sich aus systemtheoretischer Sicht als Ko-Evolution be-<br />
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