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Dr. Jan Schröder - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen ...

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<strong>Dr</strong>. Bernd Schulte<br />

Zunächst noch einmal zur Pflegeversicherung. Die Leistungshöhe, da stimme ich Ihnen<br />

zu, die halte ich auch <strong>für</strong> unzureichend. Vor allen Dingen halte ich die Pflegestufe III <strong>für</strong><br />

problematisch, weil dann immer noch Menschen auf die Sozialhilfe angewiesen sind,<br />

ebenso die Vernachlässigung von psychischen Beeinträchtigungen, die auf der Pflegestufe<br />

I nicht adäquat berücksichtigt werden. Das weiß ich alles. Ich habe einen Sohn,<br />

der als Zivi in der Pflege gearbeitet hat, ich kann allein von daher zur Genüge erzählen,<br />

welche Mängel dieses Gesetz hat. Aber man muss dem Gesetzgeber auch zwei Dinge<br />

zu Gute halten: Zunächst einmal hat er sich auf ein neues Feld begeben. Da ist es immer<br />

so, dass man später nachreparieren muss. Das kann man im vorhinein nicht alles<br />

wissen. Das zweite war, dass die Sache auf der Kippe stand. Und es durfte nur ein Versicherungsbeitrag<br />

von 1,7 % herauskommen, sonst wäre die Pflegeversicherung gescheitert.<br />

Und nur weil es so auf der Kippe stand, muss man das, was gemacht worden<br />

ist, auch von der Leistungshöhe her akzeptieren. Man muss in diesem Falle an sich <strong>für</strong><br />

das dankbar sein, was dort als Fortschritt <strong>für</strong> das Sozialsystem insgesamt erreicht worden<br />

ist. Eines habe ich bereits erwähnt, nämlich die Einbeziehung der Pflegepersonen in<br />

die soziale Sicherung. Ein zweiter Punkt ist, dass das unabhängige Budget eben auch<br />

partiell verwirklicht worden ist, sozusagen innerhalb der deutschen Tradition, ohne dass<br />

man jetzt diesbezüglich ins Ausland gucken musste und geguckt hat. Das halte ich <strong>für</strong><br />

eine ganz wichtige Sache. Und die dritte Sache ist, dass auch die Qualitätsdiskussion in<br />

diesem Bereich in einer ganz anderen Weise angestoßen worden ist.<br />

Und jetzt noch eine zweite Bemerkung: Ich habe mich vorhin etwas über das Ergebnis<br />

der Arbeitsgruppe II gewundert, die gesagt hat, wir brauchen kein Altenhilfegesetz. Ich<br />

bin in dem Punkte dezidiert anderer Meinung. Wir brauchen kein Altenhilfegesetz in dem<br />

Sinne, dass wir jetzt irgendwelche neuen Leistungen einführen oder Modi der Leistungsfestsetzung<br />

bestimmen. Da stimme ich mit Herrn Gitschmann voll überein, das soll in<br />

den Strukturen gemacht werden, die wir jetzt entwickelt haben, und die bisher auch<br />

noch nicht ausgereift und ausprobiert sind. Aber wenn man mit dem, was ich als kooperativen<br />

Sozialstaat bezeichnet habe, ernst machen will, dann müssen wir im Altenhilfebereich<br />

ähnliche Strukturen haben wie im Bereich des KJHG. Das heißt, wir müssen<br />

auch eine Vorschrift haben, in der steht, welche Ziele der Altenhilfe heute bestehen und<br />

mit welchen Instrumenten und mit welchen Steuerungsmitteln usw. das erreicht werden<br />

soll.<br />

Wir haben in unserem Sozialstaat ein Element, was gestern noch nicht so präzis zum<br />

Ausdruck kam, und das ist das gegliederte System. Wenn ich polemisch wäre, würde<br />

ich sagen, das „zergliederte“ System der sozialen Sicherung. Das führt unter anderem<br />

zu folgender Situation: Ein alter Mensch wird pflegebedürftig und kommt heute aus dem<br />

Krankenhaus in eine Pflegeeinrichtung. Sie können nach Frankfurt gehen, eine hoch<br />

entwickelte Stadt, und es ist keiner in der Lage, ihnen auf Knopfdruck zu sagen, welche<br />

Pflegeplätze in welchen Einrichtungen unter welchen Konditionen zu welchen Preisen<br />

und mit welcher Ausstattung heute zur Verfügung stehen, wenn sie gebraucht werden.<br />

Das ist eine ganz simple Sache der Koordinierung, aber eine solche Koordinierung der<br />

Altenpolitik und der Altenhilfepolitik gibt es zur Zeit nicht. Und das kann man auch nicht<br />

allein freiwillig machen. Wir kennen das baden-württembergische Modell, da ist das mit<br />

guten Ergebnissen erprobt worden. Aber ich meine, das dass zentral geregelt werden<br />

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