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Dr. Jan Schröder - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen ...

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Wie aber funktionieren solche Netzwerke und kooperative Strukturentatsächlich, wie es<br />

Franz Xaver Kaufmann einmal formuliert hat: Solidarisch steuern?<br />

Die Realität einer irgendwie gearteten solidarischen Steuerung ist schon lange zu beobachten.<br />

Im Sozialbereich, vor allem im sozialen Dienstleistungsstaat existieren nicht<br />

einseitig Markt oder Staat. Diese Trennung gibt es seit 100 Jahren <strong>für</strong> Deutschland nicht<br />

mehr. Der deutsche Sozialstaat hat schon immer ein kompliziertes System aus Freier<br />

Wohlfahrt, Gewerkschaften, Kassen- und Ärzteverbänden, ein „Gewusel“ der Interaktion<br />

zwischen gesellschaftlichen Organisationen, hoheitlichem Bereich und Bürokratien aufgebaut.<br />

Und darin genau liegt das Problem unseres Sozialbereiches. Die Institutionen<br />

sind das Entscheidende. Wenn wir Wirkungsorientierung erreichen wollen, dann müssen<br />

wir die Institutionen und ihre Interaktionen so konstellieren, dass dieses Konzept überhaupt<br />

erst möglich wird. Deshalb gehe ich von einem gestuften Steuerungsprozess aus:<br />

<strong>Dr</strong>itter Punkt: In vier Stufen versuche ich jetzt im Sinne von Postulaten neue Denkweisen<br />

oder vier neue Prinzipien in unser bestehendes Institutionensystem einzuführen.<br />

Meine These lautete zunächst, sich an das Institutionensystem heranzuwagen, da wir<br />

sonst nicht aktivieren und auch keine Wirkung erzeugen können. Die folgende These<br />

lautet: Wir brauchen gar keine große Umwälzung unseres Institutionensystems, weil ein<br />

solches Vorhaben gerade in Deutschland gar nicht möglich ist. Im internationalen Vergleich<br />

ist es zwar in verschiedenen Ländern in den letzten zehn Jahren im Prozess der<br />

Staatsmodernisierung oder der Verwaltungsreformen im engeren Sinne zum Teil zu<br />

sehr radikalen Umbrüchen im institutionellen Bereich gekommen. Lange Zeit wurden<br />

von meinem leider verstorbenen Freund Frieder Naschold Beispiele aus den institutionell<br />

radikal modernisierten Ländern angeführt: Beispiel Neuseeland: Totales Contracting,<br />

Dezentralisierung, Quasimärkte noch und nöcher. Liest man nun nach zehn Jahren<br />

die neuesten Berichte über Neuseeland, ist ein erhebliches Maß an Enttäuschung feststellbar.<br />

Es war die schöne Zeit der Betriebswirte und der Unternehmensberatungen.<br />

Dies gilt <strong>für</strong> viele Länder, sozusagen <strong>für</strong> die „Hardliner“. Das Experiment ist insbesondere<br />

im sozialen Bereich aus vielen Gründen weitgehend schief gelaufen. Der Hauptgrund<br />

ist einfach: Die Art des manageriellen, rein betriebswirtschaftlichen Denkens hat systematisch<br />

sämtliche Vertrauensgrundlagen untergraben, auf welche die soziale Steuerung<br />

angewiesen ist. Ich bin richtig erfreut darüber, dass auch die englischsprachige Literatur<br />

nun wieder den Begriff „Trust“ entdeckt; Vertrauensbildung und Solidarität als notwendigen<br />

„Zuschlag“ zu dieser hochgradigen „Verbetriebswirtschaftlichung“ der sozialen Bereiche.<br />

Wir müssen uns diese Erfahrungen einfach genau ansehen, um nicht selber, weil<br />

zu spät gekommen, die Fehler anderer zu wiederholen.<br />

In unserem Institutionensystem verfügen wir über „soziales Kapital“ und Vertrauensbeziehungen.<br />

Alle, die in diese Vertrauensbeziehung eingebunden sind, müssen nun die<br />

Aufgabe der Modernisierung richtig ernst nehmen. Hierbei kommt man um mehrere Dinge<br />

nicht herum: Die Rollen in diesem System müssen neu definiert werden, wobei auch<br />

an zum Teil alte Traditionen angeknüpft werden kann. Aber wenn wir die Rollen nicht<br />

neu definieren, werden wir im Sinne der Wirkungsorientierung das System nicht effizienter<br />

und effektiver gestalten. Auch im sozialpolitischen Bereich dürfen wir den Effizienzgedanken<br />

nicht tabuisieren oder verteufeln. Wir müssen ihn vielmehr im Rahmen von<br />

Vertrauensbeziehungen aufnehmen. Wir finden eine paradoxe Entwicklung vor: Effizienz<br />

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