Dr. Jan Schröder - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen ...
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Wenn Sie diese Politik auf den Bereich des Sozialschutzes übertragen: Es sind seit dem<br />
1. Juni dieses Jahres sogenannte „NA Pinds“ erstellt worden, National Action Plans for<br />
Social Inclusion. Das heißt, eine Dame im <strong>Bundesministerium</strong> <strong>für</strong> Arbeit und Sozialordnung,<br />
die fachlich an sich nicht ganz alleine zuständig ist, weil das Ministerium, dessen<br />
Vertreter hier vorne in der ersten Reihe sitzen und das die Veranstaltung trägt, eigentlich<br />
auch da<strong>für</strong> zuständig wäre, hat den undankbaren Auftrag erhalten (und m.E. gut<br />
erledigt), auf 40 Seiten zu beschreiben, was die Bundesrepublik Deutschland gegen sozialen<br />
Ausschluss und Verarmung und <strong>für</strong> soziale Integration tut. Der Bericht wird nach<br />
Brüssel geschickt. Er kommt mit einer Bewertung durch einen EG-Experten zurück,<br />
dann kann die Bundesregierung ihre Stellungnahme machen, der Bericht kommt dann<br />
wieder nach Brüssel und dann wird insgesamt ein Bericht darüber geschrieben, wie die<br />
einzelnen Mitgliedstaaten in der sozialen Integrationspolitik dastehen. Da gibt es dann<br />
beispielsweise <strong>für</strong> die Bundesrepublik relativ schlechte Noten, was die Asylbewerber<br />
angeht, und was Obdachlose angeht, weil wir trotz unserer Armutsbekämpfungsbemühungen<br />
dort in gewisser Weise noch einen schwarzen Fleck haben.<br />
Zur Zeit wird dasselbe im Bereich der Alterssicherung gemacht. Die Alterssicherungspolitik<br />
der Mitgliedstaaten wird beschrieben. Die Berichte werden nach Brüssel geschickt<br />
und sollen dann anhand von Indikatoren, nach bestimmten Kriterien bewertet werden.<br />
Dabei kommt es darauf an, welche Kriterien Sie nehmen: Ob Sie nur die Höhe der Rente<br />
nehmen, ob Sie auf persönliche Volldeckung abheben, das heißt 100 Prozent der Bevölkerung<br />
erhält eine Altersrente usw. Da können Sie viel Phantasie entwickeln über<br />
mögliche Kriterien. Aber diese Kriterien werden in einer Gruppe in Brüssel erarbeitet.<br />
Deutschland hat da eine Stimme und dann kommen zum Teil noch Kriterien raus, die<br />
vielleicht uns nicht so gefallen bzw. unser System nicht so richtig widerspiegeln.<br />
Dasselbe wird Anfang nächsten Jahres <strong>für</strong> das Gesundheitswesen stattfinden und dort<br />
wird, keiner weiß genau warum, d.h. auf wessen Initiative, nach den Beschlüssen des<br />
Europäischen Rates auch die Altenpflege behandelt, d.h. <strong>für</strong> soziale Dienste. Und damit<br />
ist auch dieses Ministerium betroffen und wird einen Bericht schreiben müssen, wie es<br />
mit den altersspezifischen sozialen Diensten in Deutschland aussieht. Für Deutschland<br />
ist das sehr kompliziert, weil die Verantwortung bei den Ländern und bei den Kommunen<br />
liegt. Und dann wird man darüber auch an Hand bestimmter Kriterien dieses Thema<br />
vergleichen. Und man wird später auch ein Benchmarking. Da wird immer gesagt: die<br />
drei besten Länder werden genommen, das ist sozusagen der gute Durchschnitt, und<br />
dann wird an einer Grafik dargestellt - das sieht ganz kompliziert mathematisch aus - wo<br />
dann der einzelne Staat liegt, ob man über den Ländern liegt oder unter diesen Ländern<br />
liegt oder seitwärts usw. Das ist eine höchst spannende Sache und läuft darauf hinaus,<br />
dass wir hier keine Rechtsetzung haben über Sozialstandards oder Leistungsniveaus<br />
o.ä., sondern wir haben hier ein politisches Verfahren, das sehr effektiv ist und das sehr<br />
tief in die nationalen Souveränitäten eingreift. Insofern müssen wir sagen, dass diese<br />
ganze Diskussion, die wir hier führen, eine Europäische Dimension erhält. Bei diesem<br />
Prozess ist interessant, dass andere Mitgliedstaaten, nämlich das Vereinigte Königreich,<br />
die Niederlande und nordischen Länder bei der Festlegung der Indikatoren sagen, es<br />
komme auch darauf an, nicht nur Input- und Output-Kriterien zu benennen - das ist die<br />
deutsche Betrachtung -, sondern auch Outcome-Kriterien, nämlich etwa die Frage nach<br />
der subjektiven Zufriedenheit.<br />
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