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Dr. Jan Schröder - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen ...

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so nicht haben und was wir so schnell auch nicht heranziehen können. Deshalb meine<br />

ich, wir müssen gerade aus den Niederlanden lernen, dass wir lernen müssen, die selben<br />

Ergebnisse mit unseren Mitteln zu erzielen, nämlich etwa in Anknüpfung an die<br />

Pflegeversicherung oder in Anknüpfung an das BSHG, welches an sich auch ein hervorragendes<br />

Gesetz ist. Wie gestern Herr Blanke sagte, müssen wir uns stärker zur Dienstleistung<br />

hin entwickeln. Dabei fiel mir der § 8 BSHG ein. Da steht drin, Ende der 50er<br />

Jahre formuliert, erst Dienstleistung, dann Sachleistung, dann Geldleistung. Also lehrt<br />

insofern der Rechtsvergleich auch sich auf das Eigene zurückzubesinnen. Das gilt auch<br />

<strong>für</strong> Ministerpräsidenten: die brauchen nicht nach Wisconsin fahren, sondern sollen in<br />

den nächsten Wahlkreis gehen. Denn wenn ich weiß, dass in Deutschland beispielsweise<br />

ein Rechtsanspruch eines jeden auf das soziale Existenzminimum besteht, verfassungsrechtlich<br />

abgesichert, dann muss ich jedem, auch wenn er nicht arbeiten will, etwas<br />

zu essen geben und kann ihn nicht verhungern lassen, wie es in den USA der Fall<br />

sein kann. Insofern zeigt auch dieses Beispiel die Begrenztheit des Vergleichs und lehrt,<br />

dass man zwar reisen soll, aber dann sozusagen sehen kann, durch das Reisen lernt,<br />

wie die Verhältnisse zu Hause sind. Durch die Niederlande lernen wir, was wir hier haben<br />

und dann muss man schauen, wie man mit unserem Instrumentarium ein ähnliches<br />

Ergebnis erzielen kann.<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Jan</strong> <strong>Schröder</strong><br />

Ich habe einige Meldungen.<br />

Herr ...<br />

Zum Problem der Beteiligung der Betroffenen. Ich finde, es ist auch kein Zufall, dass<br />

eine holländische Vertreterin hier sitzt und die Betroffenen vertritt. Und ich denke mir, wir<br />

müssen zum Ersten feststellen, dass wir mit unserem System, in dem nur Profis über<br />

Menschen philosophieren, ein Wohlfahrtssystem der Bevormundung und der Entmündigung<br />

in Deutschland geschaffen haben und jetzt völlig erstaunt sind, nachdem wir mit<br />

unserem System den Menschen entmündigt haben, warum sie hier nicht sitzen und den<br />

Mund auftun. Das ist eine Situation, die ist typisch deutsch. Die ist obrigkeitsstaatlich<br />

geprägt und wir müssen dort umlenken. Wenn es diese Strukturen nicht gibt und wenn<br />

Ihre These, Herr Schulte, wirklich stimmt, dass die Träger der Wohlfahrtspflege, ich sage<br />

immer provozierend die Wohlfahrtsmafia, eine solche Entwicklung verhindert, dann<br />

muss man die Wohlfahrtsverbände abschaffen. Ich sage das auch sehr deutlich, sehr<br />

pointiert und auch sehr provozierend. Ich denke, die Bundespolitik ist eigentlich aufgefordert,<br />

diese Struktur die wir brauchen herzustellen. Neben den öffentlichen und freien<br />

Träger brauchen wir einen dritten Part, der uns hilft, aus der Sackgasse heraus zu<br />

kommen. Das sind die betroffenen Menschen, <strong>für</strong> die wir Leistung zu erbringen haben,<br />

sowohl als öffentliche als auch als freie Träger. Und dann müssen wir diese Selbsthilfestruktur<br />

schaffen und fördern. Sie hatten gestern gesagt, Sie waren in Amerika und haben<br />

sich diese Bewegung „Independent Living“ angesehen, haben sich die zum Vorbild<br />

genommen. Es gibt ja auch bei uns Beispiele, das Selbsthilfezentrum in München, es<br />

gibt Empowerment-Ansätze und ich finde, es ist eine Herausforderung an den Bund und<br />

an die Länder, diese Struktur zu schaffen. Zu schaffen, dass die betroffenen Menschen<br />

aus der Entmündigung herausgeführt werden und tatsächlich durch Selbsthilfe, Förderung<br />

und Selbsthilfeverbände dazu kommen, mitzumachen und uns, die wir Profis sind,<br />

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