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Dr. Jan Schröder - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen ...

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nicht. Ich begreife Verantwortung durchaus auch ökonomisch im Sinne von „Accountability“,<br />

von Rechenschaftspflichtigkeit. Nicht nur als moralische Verantwortung, sondern:<br />

wer kann <strong>für</strong> welche Leistungen und welche Folgen wirklich Verantwortung übernehmen?<br />

Das müssen wir neu sortieren.<br />

Weiterhin müssen wir versuchen, über alle Ebenen hinweg aktivierende Steuerung zu<br />

erreichen. Hier<strong>für</strong> können wir vorhandene Institutionen und Akteurskonstellationen, bereits<br />

vorhandenes Staatshandeln auch nutzen. Ich will im Grunde gar nicht soviel abschaffen,<br />

sondern wirklich neu sortieren. Frontal gegen Institutionen und etablierte Verhaltensweisen<br />

anzugehen nützt gar nichts. Man muss das, was an Verhaltensweisen da<br />

ist, aufnehmen, neu konstellieren, richtig nutzen und damit Ressourcen frei machen. Ich<br />

bin sicher, dass, genauso wie die Bürger bei unserer Befragung die Idee ganz toll fanden,<br />

im Zusammenspiel neue Verantwortung zu übernehmen, alle Professionellen, alle,<br />

die im System arbeiten, das auch sehr gerne tun würden.<br />

<strong>Dr</strong>ei Jahre nach der Bürgerbefragung haben wir eine Spiegelbefragung der Mitarbeiter<br />

der Landesverwaltung Niedersachsens durchgeführt und fast genau die gleichen Fragen<br />

gestellt. Die Ergebnisse waren hochgradig interessant. Es kam heraus, dass der Staat<br />

und der öffentliche Bereich sich wirklich auf den Bürger zubewegen. Viele Ideen sind<br />

identisch. Aber noch laufen Bürger und Staat leider aneinander vorbei. Wobei sich die<br />

Angestellten und Beamten im öffentlichen Bereich noch nicht richtig vorstellen können,<br />

wie sie denn jetzt eigentlich mit dem Bürger umgehen sollen. Die bürokratische Denkweise,<br />

die Mixtur aus „dem Bürger dienen“ und ihn aber auch gleichzeitig „bewachen“,<br />

sitzt so fest, dass sich die Beschäftigten meistens gar nicht vorstellen können, mit dem<br />

Bürger zu kooperieren. Die Kooperation mit den Bürgern ist aber die neue Aufgabe der<br />

Verwaltung. Wir können eine Bewegung feststellen, die man forcieren und zielgenauer<br />

führen muss. Um die Dienstleistungsidee wirklich auch in die Apparate hineinzubringen,<br />

kann man viel über Qualifizierung, Aufklärung, Dialoge und Personalentwicklung erreichen,<br />

damit Bürger und Staat sich stärker aufeinander zubewegen. Das erfordert also<br />

aktivierende Steuerung auf verschiedenen Ebenen.<br />

Ein weiterer Punkt, der mir ganz wichtig ist: Wir brauchen ein vollkommen neues Wissensmanagement.<br />

Das Informationsproblem gerade über den sozialen Bereich ist riesig.<br />

Es gibt unheimlich viele Experten in ihren einzelnen Feldern, aber das vorhandene<br />

Wissen wird nicht „kommuniziert“ und geht nicht nach oben. Die Politik und die Politiker<br />

wissen es nicht. Es gibt immer auch Ausnahmen, wie die heute anwesenden Staatssekretäre,<br />

die hervorragend qualifiziert sind. Ab und zu gibt es auch mal eine Ministerin,<br />

jetzt in Niedersachsen Frau <strong>Dr</strong>. Trauernicht, die das auch versteht. Aber das sind einfach<br />

zu wenig Leute. Der Sozialbereich muss sich jedoch neu aufstellen, um in der Marketing-Sprache<br />

zu reden. Wir müssen uns alle neu aufstellen, auch im Wettbewerb, in<br />

der Konkurrenz um die Budgets, dabei ist dann Information das A und O. Ich nehme als<br />

Beispiel wieder die Frage der Sozialhilfe, Stichwort „Koch-Debatte“. Was in der letzten<br />

Zeit auch sozialdemokratische Politiker plötzlich von sich gegeben haben, hat mir wirklich,<br />

jetzt werde ich etwas vulgär, die Schuhe ausgezogen. Im Bereich der so genannten<br />

„Armutspolitik“ gibt es tatsächlich ein Recht auf Leistung ohne Gegenleistung. Missverstandener<br />

Blair, missverstandener New Deal. Gegenleistung würde bedeuten zu „aktivieren“.<br />

Das hieße, die Personen müssten leistungsfähig sein, dann greift „Hilfe zur<br />

Selbsthilfe“. Die Gegenleistung ist kein Tauschprinzip. So aber wird gesagt: „Wenn ihr<br />

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