Doktorarbeit Endversion - Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
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Wurde das Heu gegen die Grassilagen S-11 und S-05 ausgetauscht, bildeten sich<br />
bei Zulage von C. perfringens, 1 mL und C. botulinum, 1 mL zwei Plateaus; das erste<br />
höhere zwischen Tag 10 und 14, das zweite niedrigere zwischen Tag 15 und 18.<br />
Ammoniak wird im Pansen unter anderem von Hyper Ammonia-producing Bacteria<br />
(HAB) produziert (RYCHLIK u. RUSSELL 2000). Im pyhsiologischen Pansenmilieu<br />
wird ihre Aktivität durch die Produktion hemmender Enzyme von proteolytischen<br />
Bakterien reguliert. Diese Proteolyten wurden durch die Verfütterung von Silagen mit<br />
erniedrigtem Reineiweißanteil beeinträchtigt (GRESNER 2011), wodurch die HAB<br />
einen Selektionsvorteil hatten und die Ammoniakkonzentration anstieg. Dieser<br />
Anstieg wurde im vorliegenden Versuch beobachtet (s. Abb 4.1 und 4.3). Des<br />
Weiteren stieg die Ammoniakkonzentration in den Versuchen durch die zusätzliche<br />
Clostridienzulage stärker an als bei alleiniger Zulage von Schadsilagen (+24,2 -<br />
+98,7 %). Ursächlich könnte der Einsatz von C. botulinum oder C. perfringens diesen<br />
Effekt hervorrufen, da sie mit den proteolytischen Bakterien um die Protein- bzw.<br />
Aminosäurequelle konkurrieren (vergl. Abb. 5.1). Aber nicht nur eine Konkurrenzsituation<br />
ist denkbar, sondern auch eine direkte Hemmung anderer Pansenbakterien<br />
durch Bacteriocine, die von Clostridien gebildet werden. Handelte es sich bei den<br />
gehemmten Bakterien um proteolytische Bakterien, welche selbst hemmende<br />
Enzyme bilden, wäre auch in dieser Situation eine verstärkte Stoffwechselaktivität<br />
der HAB zu erklären. Eine Baceriocinbildung ist sowohl für C. botulinum (DINEEN et<br />
al. 2000) als auch für C. perfringens (MAHONY 1974; BRENNER et al. 1986;<br />
SCHALCH et al. 1998) beschrieben. So hemmen Bacteriocine von C. perfringens<br />
einige Stämme von C. botulinum (BRENNER et al. 1986) und Bacteriocine von<br />
C. botulinum ebenfalls andere Stämme von C. botulinum (DINEEN et al. 2000).<br />
Gegen welche weiteren Bakterien diese Bacteriocine wirken, geht aus der Literatur<br />
nicht hervor. Bacteriocine wirken allerdings typischerweise gegen artverwandte<br />
Bakterien (JACK et al. 1995). Fällt der clostridienbedingte Effekt weg, könnten sich<br />
die Proteolyten erholen und die Aktivität der HAB zurückdrängen, so dass die<br />
Ammoniakkonzentration wieder sinkt. Auch das wurde im Versuch beobachtet.<br />
Vermutlich aber erst nach Absetzen der Schadgrassilagen kehrt die<br />
Bakterienpopulation zu Verhältnissen zurück, wie sie bereits in der Kontrollphase<br />
vorlagen; im Versuch sanken auch die Ammoniakkonzentrationen auf Werte der<br />
Kontrollphase.<br />
Andererseits könnten C. perfringens und C. botulinum, die selbst proteolytisch aktiv<br />
sein können, an der Ammoniakproduktion beteiligt sein; der Ammoniakgehalt stieg<br />
bei Zulage von 1 mL Clostridien an und sank nach dem Absetzen der Clostridien<br />
wieder ab. Bis zum Absetzen der Silagezulage blieb die Ammoniakkonzentration bei<br />
den Schadsilagen aber erhöht, da diese per se wie von GRESNER (2011)<br />
beschrieben weiterhin die proteolytischen Bakterien unterdrückten.<br />
Bereits nach Absetzen der Clostridien waren die originären Verhältnisse bei Einsatz<br />
der Kontrollsilage wieder hergestellt, da diese die Bakterienpopulation nicht in dem<br />
Maße wie die Schadsilagen beeinflusste. Ähnliches wurde bereits von GRESNER<br />
(2011) beim Vergleich der Ammoniakkonzentration bei Einsatz von Kontrollsilagen<br />
und Silagen mit vermindertem Reineiweißanteil festgestellt: hier erholte sich die Ammoniakkonzentration<br />
bei Einsatz der Kontrollsilage schneller als nach Einsatz der<br />
Schadsilagen.