pdf | 1MB - Theodor-Heuss - Kolleg
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Da die Grundlegung des politischen Systems der Bundesrepublik sehr stark von der<br />
politischen Elite und den Vorstellungen der Alliierten geprägt wurde, während die Einstel-<br />
lungen der Bevölkerung zu den verschiedenen Teilen des politischen Systems zunächst<br />
nur eine geringe Rolle spielten, ist die Elitenkonfiguration der frühen Bundesrepublik von<br />
besonderem Interesse: Wer waren die »Gründerväter« der Bundesrepublik? Aus welchen<br />
Milieus und Schichten kommen sie? Was verbindet sie über die Cleavages des Parteiensys-<br />
tems hinweg? In welchen Fragen gibt es Dissens mit den Einstellungen der Bevölkerung?<br />
In besonderer Weise interessiert hier die Positionierung von <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong> als Teil der<br />
politischen Elite.<br />
1.4 Zeichenpolitik<br />
Die symbolische Gestalt der Politischen Kultur wird bei Almond/Verba nur unvollkom-<br />
men berücksichtigt. Dies meint, dass Politik nicht nur über affektive, evaluative oder ko-<br />
gnitive Kanäle Bindung herstellt. Eine wichtige Rolle spielt auch die ästhetische Kategorie<br />
der »Form«: Wie wird politische Steuerung symbolisch veräußerlicht? Rohe setzt deshalb<br />
den drei Bindungen eine »ästhetische« hinzu, mit der nicht die »Ästhetisierung« der Politik<br />
als eine fragwürdige Kommunikationsstrategie gemeint ist, sondern ein auf der Bedeutung<br />
von Zeichen für die politische Kommunikation aufbauendes »kulturalistisches« Ver-<br />
ständnis.<br />
Grundlegend ist also die Annahme, dass Wirklichkeit durch Symbole konstituiert wird.<br />
»Der Mensch kann mit seiner Welt und auch mit seinesgleichen nur umgehen, indem er<br />
sich a u s d r ü c k t [Hervorh. im Original] – wenn er also zwischen sich und all dem,<br />
was ihm begegnet und was er schafft, eine Distanz legt, indem er es geistig reproduziert.<br />
So drückt er es s y m b o l i s c h aus.« 25 Symbole sind in diesem Zusammenhang inter-<br />
pretationsoffene Signifikante: »Als Zeichen verweisen Symbole auf einen Sachverhalt;<br />
aber als Symbole bezeichnen sie ihn nicht abkürzend so, dass jedes Mitglied einer Kom-<br />
munikationsgemeinschaft das Gleiche darunter versteht.« 26 Insofern spielen Symbole eine<br />
wichtige Rolle bei der gesellschaftlichen Konstruktion von Realität: Sinn und Wirklichkeit<br />
werden über symbolhafte Kommunikation generiert. Ein derartig kulturwissenschaftlicher<br />
Ansatz fordert Modifikationen des Kernkonzepts der Politischen Kultur.<br />
In den meisten Forschungen, die Politik in dieser Form untersuchen, hat »symbolische<br />
Politik« eine negative Konnotation. Diese steht im Verdacht, eine Schein-Realität zu erzeu-<br />
gen, die es ermöglicht, auf das Feld der Symbolik (und der Ideologie) auszuweichen um<br />
politische Problemlösung zu umgehen. Wiederum Rohe folgend, benutzen wir stattdessen<br />
25 Göhler (1989); S. 29<br />
26 Göhler (1989); S. 35<br />
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