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pdf | 1MB - Theodor-Heuss - Kolleg

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▌ Aussenpolitik<br />

Gerade in der Frühzeit der Bundesrepublik kommt der Außenrepräsentation des neuen<br />

Staates eine wichtige Funktion zu. Gleichfalls ist hier <strong>Heuss</strong>' Einfluss relativ begrenzt. Die<br />

Gestaltung der Außenpolitik obliegt zunächst dem Bundeskanzler. 1950 wird das Aus-<br />

wärtige Amt eingerichtet. In den Vier-Augen-Gesprächen unterrichtete Adenauer <strong>Heuss</strong><br />

regelmäßig über die aktuellen Entwicklungen und dieser interessiert sich auch en Detail<br />

für diese Fragen der auswärtigen Repräsentation. Gerade in den ersten Jahren spielen<br />

Personalfragen eine große Rolle, Generalkonsulate und Botschafterposten müssen besetzt<br />

werden. Wenn in der Öffentlichkeit über die Übernahme von Personal aus der NS-Zeit im<br />

Auswärtigen Amt diskutiert wird, spielt das Thema in den internen Gesprächen kaum eine<br />

Rolle. Als es 1951 zur Einrichtung eines »Untersuchungsausschusses über die Personalpo-<br />

litik im Auswärtigen Amt« kommt, äußert sich <strong>Heuss</strong> hierzu im Gegensatz zu Adenauer<br />

denn auch nicht öffentlich (der der Meinung war, dass man »mit der Naziriecherei<br />

Schluss« machen sollte). Intern drängt <strong>Heuss</strong> zwar immer wieder auf eine stärkere Füh-<br />

rung des Hauses, die Personalpolitik des Bundeskanzlers unterstützt er jedoch: »Bundes-<br />

präsident teilt Bundeskanzler mit, er habe dem Fraktionsvorsitzenden der CDU von<br />

Brentano in einem Schreiben seine Besorgnis über die wenig sachliche Arbeitsweise des<br />

Untersuchungsausschusses des Bundestages [...]mitgeteilt.« 255 Auch im kulturpolitischen<br />

Feld hatte <strong>Heuss</strong> ein starkes außenpolitisches Interesse eingebracht. Dies galt neben der<br />

Besetzung des für Kultur zuständigen Referats auch der Errichtung von kulturpolitischen<br />

Institutionen, die eine ähnliche Rolle einnehmen sollten wie die Amerikahäuser oder Bri-<br />

tish Councils. Hierfür setzt er sich im »kulturpolitischen Beirat« des Auswärtigen Amts ein.<br />

Wenn es ein zentrales Themenfeld der Außenpolitik gab, dann das der Sicherheitspoli-<br />

tik. <strong>Heuss</strong> folgte im Wesentlichen der Strategie Adenauers mit Westbindung, Einbettung in<br />

ein multilaterales Sicherheitssystem und Wiederbewaffnung. Die um das Jahr 1957 publi-<br />

zierte einflussreiche Denkschrift von Karl-Georg Pfleiderer mit dem Alternativkonzept<br />

eines neutralen Deutschlands mit westlichen Brückenköpfen 256 zum Beispiel rezipierte<br />

<strong>Heuss</strong> wohlwollend aber skeptisch: »Mit Pfleiderers Denkschrift ist es so eine offene<br />

Frage: sehr behutsame und vielfarbige Diagnose, aber doch ohne gewisse Sicherheit in<br />

Anregungen zur Therapie.« 257 <strong>Heuss</strong> interessierte sich zwar für sicherheitspolitische<br />

Fragen und ließ sich regelmäßig auf dem Laufenden halten, griff aber nicht in dieses Poli-<br />

tikfeld ein. Als er dies in seiner Silvesteransprache 1957/58 aus versehen tut, indem er<br />

eine Äußerung des amerikanischen Diplomaten Kennan zum Anlass nahm, internationale<br />

Verhandlungen »mit Scheinwerfer, Lautsprecher und Pressekonferenzen« zu kritisieren,<br />

255 Morsey/Schwarz/Mensing (1997); Gespräch am 03.03.1952; S. 82<br />

256 Overesch (1995); S. 49<br />

257 Pikart (1970); <strong>Heuss</strong> an Toni Stolper am 22.10.1957; S. 272<br />

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