pdf | 1MB - Theodor-Heuss - Kolleg
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den ersten Jahren bis 1954 die Aufbauphase des Amtes stattgefunden hat. Entschei-<br />
dungen über grundlegende Dinge spielten eine Rolle wie über Hymne, Verhältnis zu den<br />
anderen Verfassungsorganen, der Rangordnung. Zudem stand diese Amtszeit stärker un-<br />
ter innenpolitischem Schwerpunkt. In der zweiten Amtszeit werden die ersten Staatsbesu-<br />
che unternommen, sie fällt zusammen mit der Souveränität der Bundesrepublik seit Rati-<br />
fizierung der Pariser Verträge im Mai 1955.<br />
▌ Hymne: Land des Glaubens, deutsches Land<br />
Sehr früh unternahm <strong>Heuss</strong> den Versuch, eine Nationalhymne neu zu schaffen. Im No-<br />
vember 1950 findet sich in den Besprechungsprotokollen zwischen <strong>Heuss</strong> und Adenauer<br />
folgende Notiz: »Bundespräsident überreichte dem Bundeskanzler den Text der geplanten<br />
neuen Nationalhymne. Bundeskanzler zeigte sich von der Hymne und ihrer christlichen<br />
Transparenz sehr beeindruckt. Bundespräsident eine baldige Besprechung mit dem<br />
Kabinett unter Vorführung der Hymne in Aussicht und teilte mit, auch mit Kardinal Frings<br />
darüber vorher sprechen zu wollen.« 240 Mit der Ausarbeitung des Entwurfs beauftragte<br />
<strong>Heuss</strong> den ihm bekannten Dichter Rudolf-Alexander Schröder. Ziel war es, das alte<br />
Deutschlandlied, das bei offiziellen Anlässen immer wieder verwendet wurde und ins-<br />
besondere dessen erste Strophe zu ersetzen. Die erste Strophe der geplanten Hymne<br />
lautete:<br />
Land des Glaubens, deutsches Land,<br />
Land der Väter und der Erben,<br />
Uns im Leben und im Sterben<br />
Haus und Herberg, Trost und Pfand,<br />
sei den Toten zum Gedächtnis,<br />
den Lebend´gen zum Vermächtnis,<br />
freudig vor der Welt bekannt,<br />
Land des Glaubens, deutsches Land!<br />
In den weiteren Strophen ist die Rede vom »Land der Hoffnung, Heimatland« sowie<br />
vom »Land der Liebe, Vaterland.« 241 Zu einer ernsten Auseinandersetzung in dieser Frage<br />
kam es bereits am 8.Mai 1950 als sich <strong>Heuss</strong> bei Adenauer darüber beschwerte, dass<br />
während des Berliner Besuchs des Kanzlers die dritte Strophe des Deutschlandliedes<br />
gesungen wurde. Adenauer rechtfertigte dies damit, dass er »keineswegs einen Vorgriff in<br />
der Frage der Nationalhymne« beabsichtigte und dass er auch nicht glaube, dass sich »die<br />
240Morsey/Schwarz/Mensing (1997); Besprechung Nr. 3 vom 17. November 1950; S. 44<br />
241 Die Hymne ist abgedruckt bei: Pikart/Mende (1963); 322 f.<br />
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