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pdf | 1MB - Theodor-Heuss - Kolleg

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»angemessenen Zentralinstanz,« zweitens aber auch »die Rechte der beteiligten Länder«<br />

zu schützen.<br />

Das zweite Dokument enthielt die Aufforderung, »die Grenzen der einzelnen Länder zu<br />

überprüfen, um zu bestimmen, welche Änderungen sie etwa vorzuschlagen wünschen.«<br />

Ziel dabei sei es, »möglichst die Schaffung von Ländern vermeiden, die im Vergleich mit<br />

anderen Ländern zu groß oder zu klein sind.«<br />

Im dritten Dokument wurden die Grundsätze für ein Besatzungsstatut veröffentlicht,<br />

das die »sorgfältige Definition der Beziehungen zwischen dieser Regierung und den Alli-<br />

ierten Behörden«vornehmen sollte (und am 10.Mai 1949 erlassen wurde).<br />

▌ Rolle der Landesregierungen<br />

Den Ländern kommt bei diesem Vorgehen die zentrale Rolle in der Bildung des neuen<br />

Staats zu. Und demzufolge übernahmen die Ministerpräsidenten die wichtige Rolle der Po-<br />

sitionsbildung und der Vorbereitung der Verfassungsgebenden Versammlung. Blank weist<br />

darauf hin, dass dies nicht bedeutete, dass das Prinzip der parteipolitischen Vorstellungen<br />

dadurch aufgehoben wurdw. Waren die Ministerpräsidenten diejenigen, die zum Handeln<br />

in der Frage ermächtigt wurden, so weitete sich der Einfluss der Parteiwn sowohl über die<br />

Arbeit des Wirtschaftsrats als auch über ein in Veränderung befindliches Politikverständnis<br />

auf Länderebene aus. »Die Doppelfunktion der Ministerpräsidenten als Regierungschefs<br />

beziehungsweise als Repräsentanten ihrer Länder und zugleich parteipolitischer Akteure<br />

rief dabei jenen Widerstreit zwischen dem in realpolitischen Pragmatismus eines in poli-<br />

tischer Verantwortung stehenden Landespolitikers und dem Prinzipienstreit parteipoli-<br />

tischer Grundpositionen hervor.« 189 Der Zeitraum von der Londoner Konferenz zur Verab-<br />

schiedung des Grundgesetzes ist dadurch gekennzeichnet, dass das auf Landesebene<br />

zunächst praktizierte konkordante Prinzip allmählich einem Modell von Koalitions- oder<br />

sogar Alleinregierungen wich.<br />

Die erste gemeinsame Beratung über die Dokumente geschah im Berghotel »Ritter-<br />

sturz« in Koblenz. Diese Konferenz hat in mehrerlei Aspekten eine herausgehobene Be-<br />

deutung. Erstens weil hier die Generallinie der Ministerpräsidenten zur zukünftigen Ver-<br />

fassung formuliert werden. Zweitens wird sie neben dem Feld der Verfassungspolitik (und<br />

gerade im Zusammenhang mit der Bildung des Wirtschaftsrats) zum Formulierungsfeld<br />

bundesparteilicher Positionen. Zwar nahmen die Parteivorsitzenden der großen Parteien,<br />

Adenauer und Ollenhauer (i. V. für Schuhmacher) nicht kraft Mandat daran teil, übten<br />

188 Michaelis/Schraepler/Scheel (1978) ; Die Frankfurter Richtlinien der Militärgouverneure der USA,<br />

Großbritanniens und Frankreichs an die Ministerpräsidenten der westlichen Besatzungszonen vom<br />

1.Juli 1948; S. 148ff.<br />

189 Blank (1995); S. 303<br />

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