pdf | 1MB - Theodor-Heuss - Kolleg
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1926 stark für ein »Gesetz zur Bewahrung der Jugend vor Schund und Schmutzschriften«<br />
im Reichstag einsetzte 97 Im November 1926 legte er dieses Amt nieder.<br />
Schwierig gestaltet sich in dieser Zeit das Verhältnis der liberalen Parteien zueinander.<br />
Zudem ist die Weimarer Zeit von einer Volatilität geprägt, die aus der Mitte des Parteien-<br />
systems an die Ränder führte. Die DDP erlitt das Schicksal, zwar zu den Stützen der<br />
Weimarer Republik gehört zu haben, aber gleichzeitig immer weiter an Einfluss zu ver-<br />
lieren: Ihre Wählerbasis erodierte bis zum Ende hin fast völlig weg. Gleichwohl war sie<br />
und ihre Nachfolgerin, die Deutsche Staatspartei bis 1932 fast ununterbrochen an der Re-<br />
gierung beteiligt. Ihre Heterogenität konnte nur mühsam zusammengefasst werden: »Um<br />
die materiellen Interessengegensätze nicht aus der Integrationsformel 'Staats- und<br />
Verfassungspartei' ausbrechen zu lassen, war die DDP gezwungen, in Fragen der Wirt-<br />
schafts- und Sozialpolitik selbst in zentralen Bereichen gegensätzliche Meinungen und Ab-<br />
stimmungen zuzulassen.« 98 1930 wird <strong>Heuss</strong> wieder in den Reichstag gewählt und wird<br />
Fraktionsgeschäftsführer der Deutschen Staatspartei (die Fusion der DDP mit dem »Jung-<br />
deutschen Orden«), die allerdings nur noch wenig Gestaltungsmöglichkeiten hatte.<br />
Neben den Parteien sei hier auch die »Hochschule für Politik« als Teil des liberalen<br />
Netzwerks erwähnt. Auf die Anregung Naumanns zurückgehend, durch Unterstützung des<br />
Industriellen Robert Bosch ermöglicht, wurde in der ehemaligen Bauakademie in Berlin-<br />
Mitte die deutsche Politikwissenschaft im Sinne eines interdisziplinären an die Praxis zu-<br />
rückgebundenen Ansatzes erfunden: <strong>Heuss</strong> war dort 1920-24 Studienleiter und bis 1933<br />
Dozent. Obgleich diese Einrichtung überparteilich konzipiert wurde und nur in einem Punkt<br />
ideologisch determiniert war – sie stellte sich in den Dienst der Demokratie – sind Demo-<br />
kraten und Anhänger Naumanns hier äußerst einflussreich.<br />
Ein weiterer wichtiger Pfeiler des linksliberalen Milieus ist die politische und kulturelle<br />
Publizistik. Zu nennen sind hier an Tagespresse die Vossische Zeitung, das Berliner Tage-<br />
blatt oder auch die Frankfurter Zeitung. Weniger auflagenstark, dafür aber einflussreich<br />
sind verschiedene politisch-kulturelle Zeitschriften. <strong>Heuss</strong> betätigt sich unter anderem in<br />
den Blättern »Deutsche Politik« und »Deutsche Nation« oder schreibt für Zeitungen. Ab<br />
1932 gibt er die »Hilfe« heraus und behält dies Position bis 1936.<br />
▌ Linksliberale Ideen nach 1945<br />
Nach 1945 werden einige der Gedanken aus dem liberalen Milieu anschlussfähig. An<br />
erster Stelle ist hierbei an den rationalen, sich sowohl gegen völkische als auch revolutio-<br />
näre Romantisierung wendenden Politikbegriff zu denken. Rudolph schreibt im Hinblick auf<br />
die »Väter des Grundgesetzes«, sie seien, »wie <strong>Heuss</strong> formulierte, durch die 'Schule der<br />
97 Huber (1984); S. 600<br />
98 Langewiesche (1988); S. 268<br />
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