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pdf | 1MB - Theodor-Heuss - Kolleg

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wurde entsprechend den alliierten Beschlüssen von Jalta auf vier Besatzungszonen aufge-<br />

teilt und in diesen Besatzungszonen wurde von unten begonnen, wieder staatliche Institu-<br />

tionen aufzubauen. Wenn auch Realisten sehr früh erkannten, wie eine neue weltpolitische<br />

Konstellation das Entstehen neuer deutscher Staatlichkeit determinierte, so traten viele,<br />

darunter auch <strong>Heuss</strong>, der neuen Lage vorsichtig gegenüber. Dies bedeutete, zwar den<br />

Aufbau politischen Lebens auf der kommunalen Ebene und auf der Ebene der neu ge-<br />

schaffenen Länder voranzutreiben, aber darüber hinaus eine behutsame Strategie zu fah-<br />

ren -sowohl innerhalb der Besatzungszonen als darüber hinaus. Davon wird im Folgenden<br />

noch genauer die Rede sein. Die »Eingeborenen von Trizonesien«, so ein damals populä-<br />

rer Karnevalschlager, organisierten nach und nach (und nicht zuletzt aufgrund massiver<br />

Bemühungen von Briten und Amerikanern) ihre Staatlichkeit. Sie taten dies weniger en-<br />

thusiastisch als zunächst vorsichtig und widerstrebend, darauf bedacht, dies in alliiertem<br />

Auftrag zu machen, als Rückversicherung, falls das Vorhaben scheitern sollte. Wenn man<br />

jedoch anfangs davon ausging, ein »Provisorium« zu konstituieren, so gewann der<br />

Verfassungsgebungsprozess bald seine eigene Dynamik. Die »Verfassungsväter« strebten<br />

im Laufe ihrer Beratungen immer stärker eine vollwertige Verfassung an und zumindest in<br />

der politischen Elite stellte sich frühzeitig eine positive Bindung an die westdeutsche<br />

Demokratie ein. Wie im vorigen Unterkapitel bereits beschrieben wurde, unterscheiden<br />

sich bisweilen die Politische Kultur von politischen Akteuren und von Bevölkerung. Der<br />

empirischen Untersuchung sei vorweggenommen, dass dies gerade im westdeutschen Fall<br />

evident ist. Im Nachfolgenden soll nun an einigen vorwiegend empirisch ermittelten Bei-<br />

spielen die Wirklichkeit der politischen Kultur in den fünfziger Jahren anchgezeichnet<br />

werden. Von Interesse sind die Grundbedingungen der unmittelbaren Nachkriegszeit und<br />

der frühen Bundesrepublik sowie die Dynamik des Wandels.<br />

▌ Datenlage<br />

Dabei wird auf sehr unterschiedliches demoskopisches Material zurückgegriffen, was<br />

dadurch bereits dadurch bedingt ist, dass ex post keine neuen demoskopischen Untersu-<br />

chungen gemacht werden können. Die Datenlage ist also sehr heterogen. Erste wichtige<br />

Ressource sind die Untersuchungen der amerikanischen Besatzungsmacht (OMGUS-Sur-<br />

veys) in ihrer Besatzungszone. Sie wurden von Merritt/Merritt aufbereitet. Zweitens wird<br />

auf die Untersuchungen von Almond/Verba aus der Civic-Culture-Studie zurückgegriffen.<br />

Auch Material des Allensbach-Instituts hat einen wichtigen Stellenwert, da es mit die am<br />

frühesten verfügbaren planmäßig und kontinuierlich erhobenen Daten bietet. Viertens wird<br />

auf verschiedene empirische Untersuchungen zu Politischer Kultur und zu deren Teilaspek-<br />

ten Bezug genommen, die jüngeren Datums sind und zum Teil ihrerseits auch auf die<br />

ersten drei Quellen zugreifen.<br />

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