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pdf | 1MB - Theodor-Heuss - Kolleg

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Bundesrepublik nicht unbedingt. Deshalb spielte das Thema bei den Besprechungen zwi-<br />

schen Kanzler und Bundespräsident mehrfach eine Rolle. Insbesondere stellte sich die<br />

Frage, wie man mit in der Vergangenheit verliehenen Abzeichen umgehen wollte. Elegant<br />

löste <strong>Heuss</strong> die Schwierigkeit, hier möglichst geräuschlos zu einer für möglichst viele trag-<br />

baren Lösung zu kommen, indem er zum einen die Rückendeckung Schuhmachers suchte,<br />

den ehemaligen Reichswehrminister Gessler (ein ehemaliger Parteifreund von <strong>Heuss</strong>) zum<br />

Vorsitzenden einer Kommission machte, die Richtlinien zum Tragen solcher »Tapferkeits-<br />

auszeichnungen« entwickeln sollte, und indem das Thema in Gesprächen mit den Alliierten<br />

zur Sprache gebracht wurde. 266 Endgültig einer Lösung zugeführt wurde die Frage der na-<br />

tionalsozialistischen Auszeichnungen übrigens mit dem »Gesetz über Titel, Orden und<br />

Ehrenzeichen« von 1957, in dem geregelt wurde, dass einige genau bezeichnete Ehrenzei-<br />

chen und Auszeichnungen aus der Zeit des zweiten Weltkriegs zwar getragen werden<br />

dürfen, aber dass die Hakenkreuze entfernt werden müssen. 267 Dieser Kompromiss ent-<br />

spricht dem, was Reichelt den »zwiespältigen Vergangenheitsbezug« nennt, unter dem die<br />

nationale Identitätsbildung der Bundesrepublik verlaufen musste: »Der westdeutsche Teil-<br />

staat schloss an die Kontinuität des Deutschen Reichs an, um sich zugleich von ihr zu<br />

distanzieren.« 268 Dem Bundespräsidenten kommt als oberster Repräsentant der Nation in<br />

diesem schwierigen Feld eine hervorgehobene Rolle zu, worauf im weiteren (zur Posi-<br />

tionierung von <strong>Heuss</strong> zum Nationalsozialismus) noch eingegangen wird. Gerade auch in<br />

den internen Gesprächen zwischen Kanzler und Präsident wurde dieser Zwiespalt auch so<br />

gesehen, vor allem im Bereich der militärischen Auszeichnungen. 269 <strong>Heuss</strong> schreibt in<br />

einem Brief an Toni Stolper, dass er »auch in diesem Bereich weder mit Wilhelm II. noch<br />

mit Adolf Hitler in Wettbewerb zu treten beabsichtige.« 270<br />

Bezieht sich dieses Problem auf diejenigen, deren Anerkennung durch den Nationalso-<br />

zialismus in die Anerkennungspolitik der Bundesrepublik integriert werden soll, so hat die<br />

von <strong>Heuss</strong> initiierte »Dankspende des deutschen Volks« eine andere Ausrichtung. Sie ist<br />

ein symbolischer Beitrag des Dankes für die Unterstützung des Wiederaufbaus. Inter-<br />

essant ist die Verbindung von außenpolitischen, aktivierenden und kulturpolitischen<br />

Elementen dieser indirekten Künstlerförderung: »Aus den Spenden, um die wir freund-<br />

lichst bitten, sollen Werke zeitgenössischer Künstler erworben werden. Den Völkern, die<br />

uns beschenkt haben, sollen dieses Kunstwerke ein Gruß des Dankes sein.« 271<br />

266 Pikart (1976); Gespräche vom 24.08.1951 und 23.11.1951; S. 64; S. 70<br />

267 Gesetz über Titel, Orden und Ehrenzeichen; §6.2, 6.3<br />

268 Reichelt (1999); S. 22<br />

269 Morsey/Schwarz/Mensing (1997); Gespräch vom 23.01.1956; S. 191<br />

270 Pikart (1970); <strong>Heuss</strong> an Toni Stolper am 16.11.1955; S. 96<br />

271 Pikart/Mende (1967); <strong>Heuss</strong> am 21.11.1951; S. 331<br />

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