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pdf | 1MB - Theodor-Heuss - Kolleg

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macher des Parlamentarischen Rates ein wenig heruntergeschaut. Wir fühlten uns erstens<br />

als die Früheren und zweitens als die Besseren.« 179<br />

Von Frankfurt aus kamen also die Impulse, die Fusionierung der Parteien zu<br />

beschleunigen. Zudem wurde es nach der Londoner Konferenz der westlichen Allierten<br />

höchste Zeit, sich organisatorisch an die veränderten politischen Begebenheiten anzu-<br />

passen. Die westdeutsche Politik wurde von den Alliierten nachdrücklich auf den Weststaat<br />

orientiert. Am 10. März 1948 zogen <strong>Heuss</strong> und Ernst Mayer schließlich die notwendigen<br />

Schlüsse und übernahmen die Initiative zur Fusion der westdeutschen Liberalen. In einem<br />

DPD-Rundschreiben formulierten sie ihre Essentials für eine solche Vereinigung. 180 Gerade<br />

im Kontrast zu den anderen Parteien, zu SPD und CDU, zeigt sich jedoch, welche unter-<br />

schiedliche Bedeutung der Parteivorsitzende <strong>Heuss</strong> hat. Er hat es zum einen mit einer de-<br />

zentral organisierten Partei zu tun, die wenig Interesse an einer Stärkung seiner Position<br />

hat. Auf der anderen Seite scheint <strong>Heuss</strong> nicht die Gelegenheiten zu nutzen, die sich ihm<br />

bieten würden, um seine Position auszubauen. Eine der wichtigsten hätte sicherlich im<br />

schnellen Ausbau der Partei zu einem steuernden Akteur unter seinem Vorsitz gelegen.<br />

Wenn der rechte Flügel der Liberalen einen großen Einfluss auf die Wirtschaftsrat-Frak-<br />

tion hatte, so konnte der linke Flügel stärkern Einfluss auf die Verfassungspolitik im neuen<br />

Parlamentarischen Rat nehmen. Somit ergab sich im Herbst 1948 ein weiteres politisches<br />

Gestaltungsfeld, das <strong>Heuss</strong> für sich entdeckte. Dort wurde er FDP-Fraktionsvorsitzender<br />

und diese Funktion ist es denn auch, die seinen bundespolitischen Einfluss sichert sowie<br />

ihm zu einer größeren Bekanntheit verhilft.<br />

Der rechte Flügel stark im Wirtschaftsrat, der linke Flügel gestärkt durch dessen Rolle<br />

im Parlamentarischen Rat, so zogen die Liberalen am 11.Dezember 1948 ins württember-<br />

gische Heppenheim, wo der Fusionsparteitag stattfand. Die Ergebnisse des Gründungs-<br />

parteitags sind ganz von der programmatischen Zweiteilung der Partei dominiert und die<br />

Atmosphäre ist nicht unbedingt von Harmonie geprägt. Die Bilanz von <strong>Heuss</strong> fällt dabei<br />

gemischt aus: Zwar wird er zum ersten Bundesvorsitzenden gewählt, jedoch muss er mit<br />

einer großen Zahl von Enthaltungen leben: 72 Ja-Stimmen /15 Enthaltungen. Zudem wird<br />

Ernst Mayer bei den Vorstandswahlen durchgereicht. Insofern trifft nicht zu, was Hans-<br />

Heinrich Welchert behauptet: »Noch in Heppenheim gab er [der FDP] die geistige Rich-<br />

tung an, in die sie sich entwickeln sollte.« 181 Diese Sicht neigt dazu, die Auseinander-<br />

setzungen und Diskussionslagen innerhalb der FDP zu ignorieren und nicht zuletzt <strong>Heuss</strong><br />

eine Rolle zuzuweisen, die nicht seinem Wirken entspricht. Insbesondere über die unter-<br />

schiedlichen Vorstellungen in Bezug auf die Arbeit in Wirtschaftsrat und Parlamen-<br />

179 Strauß (1989); S. 101<br />

180 Hein (1985); S. 325<br />

181 Welchert (1968); S. 94<br />

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