pdf | 1MB - Theodor-Heuss - Kolleg
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eagierte Adenauer scharf. 258 Während es <strong>Heuss</strong> um die Scheinwerfer ging, ging es Ade-<br />
nauer um Kennan. Adenauer ahnte, welche Publizität diese Äußerung bekommen kann<br />
und er hat recht behalten. Internationale Medien beschäftigten sich mit der Ansprache,<br />
sogar die New York Times. Die Gründe sind im Verhältnis von US-Präsident Eisenhower zu<br />
Kennan (dem Erfinder des »Kalten Kriegs«) zu suchen. Dieses Versehen zeigte dem Prä-<br />
sidenten, wie unwägbar das außenpolitische Terrain sein kann und deshalb hielt er sich im<br />
Weiteren auf diesem Gebiet zurück.<br />
Häufig verbunden mit Sicherheitspolitik sind die deutsch-französischen Angelegenhei-<br />
ten, in erster Linie betrifft dies Fragen der Europa- und Verteidigungspolitik. Wie kom-<br />
pliziert das deutsch-französische Verhältnis gewesen ist, kann gut anhand der Vier-Augen-<br />
Protokolle nachvollzogen werden. Wenn <strong>Heuss</strong> nach 1945 der Aussöhnung mit Frankreich<br />
einen großen Stellenwert zumaß, so war der Handelnde eindeutig Adenauer. Lediglich zum<br />
Zeitpunkt der Eingliederung des Saarlands in die Bundesrepublik, wirkte <strong>Heuss</strong> direkt auf<br />
das französisch-deutsche Verhältnis ein. Mit einer Denkschrift forderte er eine zurückhal-<br />
tend begangene Eingliederung des Landes. 259 »Intensives politisches Eingreifen durch<br />
eine kleine Niederschrift, für die 'man', d. h. im Kabinett und Bundesrat, sehr dankbar ist.<br />
Die Saar-Großen und einige Bonner Dummköpfe wollten am 01.Januar ganz großes<br />
Theater machen, hatten auch über mich verfügt u.s.f. Ich habe den Plan zerschlagen, vor<br />
allem seine Mitteilung verhindert, weil die Franzosen erst vor der Ratifikation im<br />
Parlament stehen.« 260<br />
Eine ähnliche Haltung hat <strong>Heuss</strong> bereits vier Jahre zuvor in Bezug auf die Rückgabe<br />
der Insel Helgoland vertreten. »Er [Bundespräsident] bittet den Kanzler, bei der Pro-<br />
grammgestaltung der Feier, die man offensichtlich zu einer lauten vaterländischen<br />
Demonstration gestalten wolle, von seiner Person abzusehen.« 261<br />
Sichtbarstes Zeichen äußerer Repräsentation sind die Staatsbesuche des Bundesprä-<br />
sidenten, wenngleich die wichtigen Arbeitstermine in der Regel vom Bundeskanzler<br />
wahrgenommen. Insofern sind Präsidentenbesuche und ihre Wahrnehmung im Land ein<br />
Gradmesser für die allgemeinen Beziehungen zwischen den Ländern, für die Einstellung<br />
des Auslandes gegenüber Westdeutschland. <strong>Heuss</strong> arbeitet in diesem Sinne eher am<br />
Image der neuen Demokratie als dass er außenpolitisch steuert. Dies gilt sowohl für Emp-<br />
fänge und Begegnungen mit Diplomaten in Bonn, als auch für Staatsbesuche. Erst ab<br />
1955 ändert sich dies, wenn auch diplomatische Kontakte schon vorher einen sehr großen<br />
Teil seiner Arbeit ausmachen. Bott, sein persönlicher Referent schreibt zur »turbulenten<br />
Zeit« ab 1955 etwas wolkig: »Es verging kaum ein Monat, in dem der Präsident nicht den<br />
258 Pikart (1970); S. 582<br />
259 Pikart (1976); Denkschrift: Zur Feier der Rückgliederung des Saarlandes vom 03.12.1956; S. 120<br />
260 Pikart (1970); <strong>Heuss</strong> an Toni Stolper vom 04.12.1956<br />
261 Morsey/Schwarz/Mensing; Besprechung am 17.01.1952; S. 78<br />
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