29.01.2013 Aufrufe

pdf | 1MB - Theodor-Heuss - Kolleg

pdf | 1MB - Theodor-Heuss - Kolleg

pdf | 1MB - Theodor-Heuss - Kolleg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

tarischem Rat geben die Protokolle der FDP-Vorstandssitzungen nach Heppenheim Aus-<br />

kunft. 182<br />

Die programmatischen Differenzen wurden bei diesem Gründungsparteitag sorgsam<br />

ausgespart: »Weder eine Parteisatzung noch eine programmatische Plattform hatten ver-<br />

abschiedet werden können; ebenso war in wichtigen Streitfragen von höchster politischer<br />

Aktualität, wie etwa hinsichtlich der Grundgesetzberatungen wegen der offenkundigen Un-<br />

vereinbarkeit der Standpunkte bewusst auf eine Entscheidungsfindung verzichtet<br />

worden.« 183<br />

Im Nachfolgenden wurde damit begonnen, inhaltliche Differenzen durch Ausschüsse zu<br />

mediatisieren. Konflikte ließen sich aber nur im Rahmen des Notwendigsten unterdrücken,<br />

zu groß waren die Differenzen: Während die einen sich für schwarz-rot-gold als zukünftige<br />

Bundesfahnen aussprachen, wollten die anderen schwarz-weiß-rot, während die einen<br />

eine Satzung wünschten, die den unteren Parteiebenen relative Autonomie zusicherte,<br />

forderten die anderen Durchgriffsrechte von oben nach unten, während die einen dem<br />

Verfassungsentwurf eher ablehnend gegenüberstanden, entsprach dieser den Ansichten<br />

der anderen Gruppe. Beim Bremer Parteitag vom 11.06.1949 gelang relativ erfolgreich<br />

eine Begrenzung der Konflikte und eine Positionierung zur Bundestagswahl. Neben dem<br />

Führungsduo <strong>Heuss</strong>/ Blücher zog nun auch der zwischenzeitlich zum Bundesgeschäftsfüh-<br />

rer ernannte Ernst Mayer in den geschäftsführenden Bundesvorstand ein.<br />

Die letzte Vorstandssitzung der FDP unter <strong>Heuss</strong>' Leitung fand am 10.6.1949 statt, im<br />

Nachfolgenden übernahm Blücher als Stellvertreter die kommissarische Parteiführung und<br />

wurde auf dem Bremer Parteitag auch in diesem Amt bestätigt. <strong>Heuss</strong>' Ausflug in die<br />

Parteipolitik endet im Prinzip damit. Alles in allem scheint er ganz zufrieden mit dem Lauf<br />

der Dinge gewesen zu sein und sich dem Amt des Bundespräsidenten geistig näher zu<br />

fühlen als dem eines Ministers oder Fraktionsführers, was notwendigerweise aus einer<br />

weiteren Tätigkeit als Parteichef hätte folgen müssen.<br />

Bis auf einige Ausnahmen, hielt sich <strong>Heuss</strong> von der Parteipolitik und den innerparteili-<br />

chen Prozessen weitgehend fern. Insbesondere um die Jahre 1953 und 1956 herum<br />

machte er eine Ausnahme von diesem Prinzip. 1953 im Zuge der »Naumann-Affäre«, als<br />

rechtsextreme Kreise die FDP in Nordrhein-Westfalen unterwanderten und es durch den<br />

britischen Kommissar veranlasst zu Verhaftungen kam. Auch bei der Entlassung des FDP-<br />

Justizministers Dehler nach der zweiten Bundestagswahl spielte <strong>Heuss</strong> eine maßgebliche<br />

Rolle. Oft wurde er in den vertraulichen Gesprächen mit dem Bundeskanzler gebeten, bei<br />

heiklen Fragen eine vermittelnde Rolle einzunehmen. Besonders zu dem Zeitpunkt, als die<br />

so genannten »Jungtürken« in der FDP Nordrhein-Westfalens eine Koalition mit der SPD<br />

vollzogen, wurde er aktiver.<br />

182 Bracher/Morsey/Schwarz (1990)<br />

183 Hein (1985); S. 338<br />

69

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!