pdf | 1MB - Theodor-Heuss - Kolleg
pdf | 1MB - Theodor-Heuss - Kolleg
pdf | 1MB - Theodor-Heuss - Kolleg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
deutschlandpolitischen Fragen, er wollte sich »gesamtdeutsche Optionen offen halten.« 172<br />
Diese Haltung änderte sich langsam – trotz dem sich nach der gescheiterten Londoner<br />
Außenministerkonferenz eine immer deutlichere Zweiteilung des Landes abzeichnete, mit<br />
der Entwicklung zur Bi- und schließlich zur Trizone im Westen und der Entwicklung in der<br />
SBZ.<br />
Nachdem sich die östliche LDP in die Volkskongress-Bewegung der SED einbinden ließ<br />
(6./7. Dezember 1947), provozierte <strong>Heuss</strong> schließlich den Bruch innerhalb der DPD. <strong>Heuss</strong><br />
erklärt dies in einem Brief an seinen Vorsitzenden-<strong>Kolleg</strong>en Wilhelm Külz: »Ich will mich<br />
nicht pharisäerhaft zu einem Gerichtsherren über die parteipolitische Situation in der Ost-<br />
zone aufwerfen. ich spüre nur dies deutlich genug: von Demokratie und deutscher Ent-<br />
scheidung wird solange nicht die Rede sein können, als interne Parteibesprechungen in<br />
der Anwesenheit fremder Offiziere, gleichviel welcher Besatzungsmacht, stattfinden.«<br />
Deutlicher wird er in der direkten Adresse an Külz: »Ich habe die Empfindung, dass Jakob<br />
Kaiser [...] in der Niederlage eine deutsche Figur geworden ist, während Sie, so hart es<br />
ist, das anzusprechen, eine gewesen sind.« 173<br />
Einen Monat später wird dieser Bruch vollzogen, am 18. Januar 1948 in Frankfurt.<br />
Sieht dies zu diesem Zeitpunkt so aus, als ob <strong>Heuss</strong> nun seine abwartende Strategie auf-<br />
geben will, und schnell in Richtung einer Westzonen-Fusion steuert, so sind es doch ande-<br />
re Politiker, die diese logische Konsequenz anmahnen. Für den Fall der Gründung einer<br />
solchen Partei hatte zum Beispiel der zukünftige Vizekanzler Blücher vorsorglich seinen<br />
Führungsanspruch angemeldet. 174<br />
Dies weist auf zwei Dynamiken hin, die auf <strong>Heuss</strong> einwirken: Auf der einen Seite kann<br />
man sicherlich Heß recht geben wenn er feststellt: »Dort wo Külz zunehmend verlor, ge-<br />
wann <strong>Heuss</strong> an Gewicht.« 175 Wenn dies für den Ost-West-Gegensatz galt, so forderte die<br />
neue politische Situation in den Westzonen nun eine organisatorische Vertiefung der<br />
Partei. Weil aber die liberalen Landesorganisationen extrem unterschiedliche Profile haben,<br />
kommt hier nun der Konflikt zwischen zwei Flügeln zum Tragen, der durch die Ost-West-<br />
Kontroverse nur überlagert wurde. Wenn in der Anfangsphase die württembergische DVP<br />
eine dominante Rolle spielen konnte, so gewinnt nun ein nationalliberaler Flügel an<br />
Einfluss, der in den nördlichen Ländern seine Heimat hat. »Der sich nun formierende rech-<br />
te Parteiflügel drängte auf eine schnelle Parteikonstituierung und knüpfte politisch wie<br />
organisatorisch vor allem an die Arbeit der FDP-Fraktion im Frankfurter Wirtschaftsrat an:<br />
172 Heß (1985); S. 97<br />
173 <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong> an Wilhelm Külz vom 19.12.1947 (abgedruckt bei Klessmann); S. 455<br />
174 Hein (1985); S. 320<br />
175 Heß (1997); S. 119<br />
66