kiesel_sylvia_erhard.pdf (18883 KB) - Ernst-Moritz-Arndt-Universität ...
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desminister signalisiert wurde, dass „eine Bestellung zum Lektor nicht erfolgen (kann“) und<br />
„Dr. Amon unter dem Schlagwort auszuweisen“ sei,<br />
stellte er seine Vorlesungen in Salzburg offensichtlich bald wieder ein. Die Begründung lie-<br />
ferte er in München nach: „Durch die trostlose politische Lage in Österreich ist es mir als<br />
eingefleischtem Nationalsozialisten nicht mehr möglich weiterhin dort meine besten Kräfte<br />
einzusetzen.“<br />
Jetzt richtete sich sein Bestreben darauf, im Lehrkörper der Münchner <strong>Universität</strong> Fuß zu fas-<br />
sen. In einem Schreiben an den „Herrn Kultusminister Pg 1 Schemm Hochwohlgeboren“ vom<br />
8. Juni 1933 bittet er „um ehrenamtliche Einstellung in den Lehrkörper der Münchner Uni-<br />
versität.“ Vorausgegangen war ein Gespräch Amons mit dem Dekan der theologischen Fakul-<br />
tät am 25. März 1933 mit Übergabe eines schriftlichen Gesuchs „um Aufnahme als Dozent für<br />
Pastoralmedizin“, das abschlägig beschieden wurde, weil „die Fakultät nicht in der Lage<br />
(ist), Laien in die Fakultät aufzunehmen.“ 2 Er erwähnte dieses Gespräch auch an den Kultus-<br />
minister, interpretiert die Ablehnung aber auf seine Weise: „Es scheint, als ob die theologi-<br />
sche Fakultät von dem neuen völkischen Geiste noch nicht durchdrungen ist… Oder aber<br />
auch, es handelt sich bei der beiliegenden Absage um eine Absicht, da die Fakultät von mei-<br />
ner politischen Einstellung unterrichtet ist.“<br />
Als überzeugende Argumente für die Beschleunigung des Vorgangs verzichtete Amon nicht,<br />
auf folgendes hinzuweisen: „Ich möchte hier noch anführen, dass ich, obwohl erst seit 1933<br />
aktives Parteimitglied und S.A. Mann … bin…, seit Gründung der Partei mich innerlich mit<br />
derselben verbunden fühle und dieselbe durch Werbung, Spenden, ärztliche Ausrüstung und<br />
Bestätigung weitgehenst unterstützt habe. …Durch Verfügung des Herrn Reichsarztes der<br />
S.A. bin ich seit 1. Juni zum Sanitätssturm als Sturmbannarzt versetzt und habe dortselbst die<br />
Aufgabe, Kurse über Rassenhygiene und Krankenpflege…abzuhalten.“<br />
Das Ministerium lässt den ganzen Vorgang über das Rektorat koordinieren und teilt Amon die<br />
formalrechtlichen Gründe mit, dass er (leider) an der Theologischen Fakultät als Privatdozent<br />
nur zugelassen werden kann, wenn er den akademischen Grad eines Doktors der Theologie<br />
besäße.<br />
Der Traum von einer Hochschullehrerlaufbahn scheint ausgeträumt, bis sich nach Ende des<br />
zweiten Weltkrieges, wohl unvermutet, noch eine neue Chance ergibt, die Amon entschlossen<br />
nutzen wird.<br />
1<br />
2<br />
Damals übliche Abkürzung für „Parteigenosse“<br />
„Beilage 5“ im Vorgang UAM Sen-II-541