kiesel_sylvia_erhard.pdf (18883 KB) - Ernst-Moritz-Arndt-Universität ...
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Horst Huyoff übernahm 1983 nach Emeritierung von Herbert Knabe den Lehrstuhl und führte<br />
den Themenschwerpunkt Landmedizin weiter. Seine Einbeziehung in internationale Gremien<br />
war offensichtlich von zentraler Stelle gewünscht und wurde gefördert. 1985 wurde der Name<br />
der Einrichtung verändert in „Institut für Sozialhygiene“, dem Huyoff bis 1990 als Direktor<br />
und Lehrstuhlinhaber vorstand.<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass jeder Lehrstuhlinhaber die Arbeit in besonderer<br />
Weise prägte. Offenkundig ist, dass sukzessiv die sehr praktisch orientierte Hygiene bei den<br />
Themen der Tätigkeit des praktischen Arztes auf dem Lande und der berufspraktischen Aus-<br />
bildung der Studenten durch eine zunehmend stärkere wissenschaftliche Untermauerung er-<br />
gänzt wurde. Mit Herbert Knabe wurde der Facharzt für Allgemeinmedizin zu einer wissen-<br />
schaftlichen, universitär anerkannten Arbeitsweise geführt und seine Tätigkeit damit insge-<br />
samt aufgewertet. Eigentlich könnte man sagen, dass der Lehrstuhl für Hygiene auf dem Lan-<br />
de der erste Lehrstuhl für Allgemeinmedizin unter falschem Namen war.<br />
Was die internationale Wirkung der Greifswalder Sozialhygiene angeht, war sie sowohl bei<br />
Knabe als auch bei Huyoff gut repräsentiert. Dies war in einer Zeit, da die DDR um internati-<br />
onale Anerkennung warb, für die politische Führung des Landes wichtig.<br />
Verfolgt man den Gedanken, ob und inwieweit ein Ordinarius der Sozialhygiene an der<br />
Greifswalder Medizinischen Fakultät nach 1945 Ausgangspunkt oder Förderer einer wissen-<br />
schaftlichen Schule war, finden sich nur fragmentarische Ansätze. Die größte nationale und<br />
internationale Ausstrahlung erlangte offensichtlich Herbert Knabe. Bei aller Wertschätzung<br />
seiner Bemühungen ist festzustellen, dass er an seinem Lehrstuhl nur sehr wenige Ärzte zum<br />
Facharzt für Sozialhygiene weiterbildete und außer Huyoff auch keine weiteren Ärzte seines<br />
Instituts zur Habilitation führte. Mit Huyoff sicherte er, wie man bildhaft sagen könnte, die<br />
einfache Reproduktion, aber auch nicht mehr. Alle anderen seiner Habilitanden waren externe<br />
Kandidaten. Damit fehlt auch bei Knabe ein wesentliches Kriterium wissenschaftlicher Schu-<br />
lenbildung.<br />
Abschließend muss hervorgehoben werden, dass die Kombination von Sozialhygiene und<br />
Hygiene auf dem Lande, wie sie in Greifswald angesiedelt war, eine Besonderheit in der<br />
Hochschullandschaft der DDR war. Sie wurde durch Knabes wissenschaftliche Ausrichtung<br />
ein nicht unerheblicher Ausgangspunkt für die Schaffung des Facharztes für Allgemeinmedi-<br />
zin und dessen Aufwertung im Gesamtspektrum aller Fachärzte.