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90<br />

3.7.4 Diskussion zur militärischen Sozialhygiene 1<br />

Die Bemühungen zur wissenschaftlichen Untermauerung einer „Militärischen Sozialhygiene“<br />

entstanden in einem komplexen Kontext. Die praktischen Aufgaben, die in Greifswald gestellt<br />

waren, gingen deutlich über das hinaus, was aus der deutschen Militärmedizin im Rahmen der<br />

Heeresgesundheitspflege und Militärmedizinalstatistik überliefert war.<br />

Die Anlehnung oder Übernahme des wissenschaftlichen Gerüstes aus der sowjetischen Mili-<br />

tärmedizin erwies sich als nicht zeitadäquat, weil es zwar bereits 1925 an der Militärmedizini-<br />

schen Akademie S.M. Kirow in Leningrad einen Lehrstuhl für militärische Sozialhygiene ge-<br />

geben hatte, dieser aber in den 40er Jahren des 20. Jh., als in der Sowjetunion in der Sozialhy-<br />

giene eine Verabsolutierung des Organisationsgedanken dominierte, wieder aufgelöst wurde.<br />

In den 60er Jahren gab es in der Doktrin der sowjetischen Militärmedizin lediglich das Fach-<br />

gebiet der Organisation und Taktik des Medizinischen Dienstes (OTMD), das ähnliche Frage-<br />

stellungen, aber ausschließlich für Kriegsbedingungen bearbeitete.<br />

Das Fachgebiet der Sozialhygiene in der DDR hatte sich, anders als den übrigen sozialisti-<br />

schen Ländern, die es als „Organisation des Gesundheitsschutzes“ auswiesen, unter Kurt<br />

Winter 2 im wesentlichen an die ursprüngliche Diktion Alfred Grotjahns angelehnt. Es er-<br />

schien Ewert und Mitarbeiter deshalb sinnvoll, im Bereich der Militärmedizin eher diese als<br />

die sowjetische Positionierung anzustreben. Nicht unerheblich waren dabei die aus der Litera-<br />

tur zur Kenntnis genommenen Bemühungen, die in der Sowjetunion zur Rückkehr zur Sozial-<br />

hygiene Semaschkos und Solowjews unternommen wurden und schließlich dort zu einer Be-<br />

zeichnung als „Sozialhygiene und Organisation des Gesundheitsschutzes“ führten (Ewert<br />

2001). Ein wesentlicher pragmatischer Aspekt war, für den Kreis der dafür in Frage kommen-<br />

den Militärärzte, vorwiegend solche in leitenden Funktionen ab Ebene Division, zu sichern,<br />

dass sie problemlos einen „zivilen“ Facharzt, den der Sozialhygiene anstreben konnten, denn<br />

ein militärmedizinischer, wie ein denkbarer zum Fachgebiet der OTMD, existierte nicht.<br />

Diese Position erfuhr durch den damaligen Chef des medizinischen Dienstes, Generalmajor<br />

Geiger, eine wesentliche Förderung. Als das Institut für OGS und die späteren Gliederungen,<br />

1<br />

Die Grundgedanken dieser Einschätzung legten Ewert und Hornei in einem gemeinsamen<br />

Gespräch am 27.08.2003 dar und stellten uns das Memo darüber zur weiteren Verwendung zur Verfügung.<br />

Das ursprünglich mit Hornei verabredete Interview musste wegen aufgetretener gesundheitlicher<br />

Probleme entfallen.<br />

2<br />

Winter (1910-1987) nahm als Arzt am Spanischen Bürgerkrieg teil und emigrierte nach<br />

Schweden. Hatte nach der Rückkehr vielfältige Funktionen inne: Leiter des Landesgesundheitsamtes<br />

Brandenburg, Vizepräsident der Deutschen Zentralverwaltung für Gesundheitswesen, Abteilungsleiter<br />

Medizin im Staatssekretariat für Hochschulwesen, Rektor der Akademie für Ärztliche Fortbildung.<br />

Übernahm im Rahmen des Direktorats des Hygieneinstituts an der Charité den Grotjahnschen Lehrstuhl<br />

für Sozialhygiene.<br />

Quelle: Digitale Bibliothek Band 32: Enzyklopädie der DDR, Seite 17816

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