kiesel_sylvia_erhard.pdf (18883 KB) - Ernst-Moritz-Arndt-Universität ...
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an der Berliner <strong>Universität</strong> ernannt. In Übereinstimmung mit Carl Flügge (1847-1923), der<br />
die Nachfolge im Direktorat des Hygieneinstituts von Max Rubner (1854-1932) nach dessen<br />
Wechsel zur Physiologie übernommen hatte, richtete sich Grotjahn eine Abteilung für Sozial-<br />
hygiene ein, die er 1930 noch in eine eigenständige Einrichtung mit der Bezeichnung „Sozi-<br />
alhygienisches Seminar“ überführen konnte. Es wurde mit der Machtergreifung des Faschis-<br />
mus in einen Lehrstuhl für Rassenhygiene umgewandelt, der durch Fritz Lenz (1897-1976)<br />
besetzt wurde. Die Schüler Grotjahns emigrierten zum größten Teil ins Ausland (Thom 1984,<br />
Tutzke 1985).<br />
Neben dem Berliner Lehrstuhl wurden Anfang des 20. Jahrhunderts Extraordinariate für Sozi-<br />
alhygiene in München, besetzt durch Ignaz Kaup (1870-1944), und in Wien, vertreten durch<br />
Ludwig Teleky (1872-1957), hier allerdings unter der Bezeichnung „Soziale Medizin“ 1 ge-<br />
schaffen, sodass das neue Gebiet im deutschsprachigen Raum lediglich an drei medizinischen<br />
Fakultäten vertreten war (Flamm 1979).<br />
In der Weimarer Republik findet sich noch eine weitere sozialhygienische Entwicklungslinie.<br />
Im Zusammenhang mit der Vorbereitung der Reichsversicherungsordnung wurde eine Unter-<br />
weisung von Medizinstudenten und Ärzten über Fragen der sozialen Medizin erforderlich. Da<br />
aber keine weiteren Lehrstühle eingerichtet wurden, konzentrierten sich die Länder auf ver-<br />
besserte Fortbildungsmöglichkeiten. Besondere Bedeutung erlangten die 1920 geschaffenen<br />
„Sozialhygienischen Akademien zur Ausbildung von Kreisärzten, Kreiskommunalärzten, Für-<br />
sorgeärzten und Schulärzten“ 2 , von denen jeweils eine in Berlin, Düsseldorf und Breslau ihre<br />
Tätigkeit aufnahmen.<br />
1.2 Ausbildung von Militärärzten unter Einschluss der Militärhygiene<br />
Ähnlich wie bei der Hygiene finden sich auch bei der Militärhygiene erste Ansätze der Be-<br />
rücksichtigung von Wechselwirkungen zwischen gesundheitlichen Verhältnissen und konkre-<br />
ter Lebensumwelt bereits vor mehr als 2 000 Jahren. Mit dem Zerfall des römischen Reiches<br />
ging dann die hohe Zeit der frühen Militärärzte zu Ende. Im 11. Jh. werden „Heerärzte“ in<br />
der Streitmacht des Kaisers Konrad II. in Bayern wieder erwähnt. 3 Eine ernsthafte Entwick-<br />
lung von Formationen des späteren Sanitätswesens begann aber erst im 18. Jh. in enger Ver-<br />
knüpfung mit der Herausbildung stehender Heere. Im Machtkalkül der Fürsten begann die<br />
Anwerbung der Soldaten, ihre Gesunderhaltung im Frieden wie im Kriege, einen neuen Stel-<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Teleky 1914, S. 1-3.<br />
Ewert 1990, S. 26.<br />
Fischer 1933, Bd. I, S. 122