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kiesel_sylvia_erhard.pdf (18883 KB) - Ernst-Moritz-Arndt-Universität ...

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Allein die kurze, nicht einmal vollständige Erwähnung dieser in der Arbeit Herbert Knabes<br />

angestrebten und wahrgenommenen Aktivitäten dürfte deutlich machen, dass die Vorberei-<br />

tung und wissenschaftliche Unterlegung seines Auftretens eines leistungsfähigen Instituts mit<br />

einem darauf zugeschnittenen Fachprofil in Richtung einer angewandten Landmedizin bedurft<br />

hätte. In Greifswald an der Fakultät gab es ein solches aber nicht. Seine wissenschaftliche Ba-<br />

sis bestand aus dem nach Weggang von Mecklinger frei gewordenen Lehrstuhl für Sozialhy-<br />

giene, der mit seinem, dem Lehrstuhl für Hygiene auf dem Lande, zusammengelegt worden<br />

war. Herbert Knabe machte aus der Not eine Tugend und schlug einen Weg ein, der von Be-<br />

teiligten wohl nicht immer als widerspruchsfrei empfunden wurde: er baute in seinen Lehr-<br />

stuhl Agrarwissenschaftler, Pädagogen, Soziologen und Sportwissenschaftler mit ein und er-<br />

höhte so die notwendige interdisziplinäre Fachkompetenz, fand aber am Ort zuwenig leis-<br />

tungsfähige Ärzte, die ihn dann in seinen Kernbemühungen im Institut wirksam hätten unter-<br />

stützen können. Folgerichtig richteten sich seine Bemühungen um Zusammenarbeit an viele<br />

externe Kolleginnen und Kollegen aus Wissenschaft und Praxis, aus den medizinisch-<br />

wissenschaftlichen Gesellschaften, insbesondere den Gliederungen der Gesellschaft für All-<br />

gemeinmedizin, aus den Landambulatorien und Polikliniken, in Funktionen des Gesundheits-<br />

und Sozialwesen verschiedener Ebenen. Eine der Möglichkeiten, diesen Kreis näher an das<br />

Institut zu binden, war die Unterstützung bei der Vergabe von Dissertations- und Habilitati-<br />

onsschriften, die es ermöglichte, dass 12 Habilitanden und mehr als 60 Doktoranden ihre aka-<br />

demischen Grade erwerben konnten.<br />

Die uns interessierende Frage, ob von Knabe eine wissenschaftstheoretische Basis des aka-<br />

demischen Unikats „Hygiene auf dem Lande“ gelegt und kontinuierlich ausgebaut wurde, er-<br />

fuhr eine eher pragmatische Antwort. Der praktische Organisator der Landmedizin verwende-<br />

te keine Energie auf eine Durchdringung eines solchen Anliegens. Er fühlte sich selbst nach<br />

eigenen Angaben 1 nie als Theoretiker. Letztlich hat er die ihm eingeräumte Möglichkeit der<br />

Führung eines Lehrstuhls und Instituts, unabhängig von dem Namen deren zeitlichen Hülle,<br />

dazu genutzt, seine Ambitionen in der ihm eigenen Art und Weise zu gestalten.<br />

Das Fachgebiet Allgemeinmedizin in der DDR wurde dadurch insbesondere auch über den<br />

Lehrstuhl „Sozialhygiene und Hygiene auf dem Lande", der später am besten in einen Lehr-<br />

stuhl für Allgemeinmedizin hätte überführt und umbenannt werden können, zu einer aner-<br />

kannten Fachdisziplin geführt.<br />

1<br />

Interview vom 22.05.2003

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