Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus
Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus
Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus
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Auf <strong>der</strong> Autobahn hat ein BMW bei Tempo 210 auf <strong>der</strong> Überholspur einen Fiat gerammt,<br />
<strong>der</strong> überraschend ausgeschert war. Sieben weitere Autos rasen ineinan<strong>der</strong>. Zwei<br />
verletzte Kin<strong>der</strong> weinen, eine Frau betet laut.<br />
Unumkehrbare fünf Sekunden. Ein flüchtiger Fehler, <strong>der</strong> nicht verziehen wird, die Todesstrafe<br />
wird augenblicklich vollstreckt. Ist das fair? Wo bleibt denn da die Freiheit?<br />
Die Einhaltung des Gesetzes des Geistes ist freigestellt, die <strong>der</strong> <strong>Natur</strong>gesetze nicht. Das<br />
Gesetz des Geistes will uns vor den <strong>Natur</strong>gesetzen bewahren.<br />
Der Täter, <strong>der</strong> vor 20 Jahren einen Milliardärserben entführt und für seine Freilassung<br />
18 Millionen Mark erpresst hat, führt seither ein Leben ganz nach den <strong>Natur</strong>gesetzen:<br />
Weil er in einem Indizienprozess nur als Mittäter bestraft worden war, hat er die Tat so<br />
lange geleugnet, bis sie verjährt war. Selbst seine Ehefrau musste er so lange belügen.<br />
Nach Verbüßung <strong>der</strong> langjährigen Gefängnisstrafe wird von <strong>der</strong> Polizei je<strong>der</strong> seiner<br />
Schritte beobachtet. Man hofft so, das restliche Lösegeld zu finden. Als er kürzlich in<br />
London ein paar Scheine davon umtauschen wollte, wurde er wie<strong>der</strong> verhaftet. Ein an<strong>der</strong>er<br />
Teil des Geldes ist in einem Versteck so verrottet, dass es unbrauchbar war. Je<strong>der</strong><br />
Besitz, <strong>der</strong> über das Lebensnotwendigste hinausgeht, wird ihm sowieso gepfändet, weil<br />
ja das Lösegeld mit Zins und Zinseszins zurückbezahlt werden muss.<br />
Wer lügt, wer stiehlt, wer die Ehe bricht, fällt den <strong>Natur</strong>gesetzen zum Opfer.<br />
Außerhalb des Geistes gibt es keine Freiheit.<br />
Wenn aber <strong>der</strong> Geist Freiheit bedeutet, warum braucht er dann auch ein Gesetz? Warum<br />
kommt <strong>der</strong> Geist immer mit dem Zeigefinger daher – du sollst, du musst, du darfst<br />
nicht?<br />
Sind Gesetz und Freiheit nicht Wi<strong>der</strong>sprüche? Warum hat Gott Adam und Eva sogar im<br />
Paradies ein Gesetz auferlegt? Müsste nicht gerade das Paradies ein Ort ohne Gesetze<br />
sein?<br />
Die kausalen Eltern wollen ihren Kin<strong>der</strong>n ein Paradies ohne Verbote verschaffen, ohne<br />
Erziehung, und liefern sie so den <strong>Natur</strong>gesetzen aus.<br />
Als Kin<strong>der</strong> werden sie ihrer <strong>Natur</strong> gehorchen und nicht den Eltern. Als Erwachsene<br />
werden sie von ihrer <strong>Natur</strong> beherrscht werden, statt sie zu beherrschen.<br />
Hätte es nicht sein können, dass <strong>der</strong> Geist ganz automatisch nicht lügt, nicht stiehlt, die<br />
Ehe nicht bricht? Sodass er kein Gesetz gebraucht hätte?<br />
Aber dann wäre <strong>der</strong> Geist nicht frei. Dann wäre er ja selbst <strong>Natur</strong> und würde den <strong>Natur</strong>gesetzen<br />
folgen.<br />
Anarchismus ist Knechtschaft.<br />
Die Gebote Gottes sind keine Beschränkung unserer Freiheit, son<strong>der</strong>n ihre Voraussetzung.<br />
Freiheit ohne Gesetz gibt es nicht.<br />
Das Gesetz des Geistes Du sollst nicht ehebrechen befreit uns vom <strong>Natur</strong>gesetz, die Ehe<br />
brechen zu müssen.<br />
Gesetzlosigkeit ist keine Freiheit, son<strong>der</strong>n ihr Gegenteil.<br />
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