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Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus

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Inzwischen müssen wir uns mit <strong>der</strong> Tatsache bescheiden, dass alles, was ist, Wahrgenommenes<br />

und Gedachtes, nur in Bewusstsein (bewusst) sein kann – was immer das<br />

ist.<br />

Der Geist ist aber mehr als nur Bewusstsein.<br />

Bewusstsein haben auch Tiere.<br />

Es ist nicht das Bewusstsein, das den Menschen zum Menschen macht, son<strong>der</strong>n es ist<br />

<strong>der</strong> Geist.<br />

Das Bewusstsein ist als das, was es ist, kein Objekt. Es weiß es nur nicht. Aber <strong>der</strong> Geist<br />

weiß, dass er kein Objekt ist, denn er kann Abstand zu sich gewinnen, und gerade diese<br />

Fähigkeit macht ihn zu dem, was er ist.<br />

Sie gibt ihm die Gewissheit, dass er existiert – eine Gewissheit, die über und vor jedem<br />

objektiven Beweis steht, und die ihn über jede wissenschaftliche Beweisbarkeit erhebt.<br />

Denn <strong>der</strong> Geist entzieht sich <strong>der</strong> Kausalität.<br />

Aus diesem Grund ist das Subjekt nicht <strong>der</strong> sogenannten Realität und nicht <strong>der</strong> Zeit unterworfen,<br />

son<strong>der</strong>n es kann die abstrakten, im Bewusstsein gespeicherten Daten seiner<br />

Wahrnehmungen in beliebiger Reihenfolge zum Gegenstand seines Bewusstseins machen.<br />

Ein Mensch kann die Vergangenheit in die Gegenwart holen, indem er Geschichten erzählt.<br />

Er kann sogar Geschichten erfinden, die sich niemals zugetragen haben.<br />

Er kann denken, weil seine Gedanken an keine Chronologie gebunden sind. Er kann<br />

beim Denken von <strong>der</strong> Zeit und vom Konkreten vollkommen absehen, als wäre es nicht<br />

zeitlich, son<strong>der</strong>n räumlich.<br />

Es ist die abstrakte Denkfähigkeit, die den Menschen frei macht. Er kann in Gedanken<br />

in <strong>der</strong> Zeit beliebig vorwärts und rückwärts gehen, in die Vergangenheit, die nicht mehr<br />

ist, und in die Zukunft, die noch nicht ist, er kann von <strong>der</strong> Wirklichkeit abstrahieren. Im<br />

Denken ist <strong>der</strong> Mensch Herr über die Zeit.<br />

Ich kann denken, was ich will, und ich kann mich erinnern, an was ich will, in je<strong>der</strong><br />

Reihenfolge, die ich will.<br />

Das einfache Bewusstsein, wie es allem Anschein nach die höheren Tiere haben, ist sich<br />

seiner selbst nicht bewusst, es ist im Zeitpunkt Jetzt gefangen, deshalb kann es zwar<br />

denken, aber nicht nachdenken, es kann nicht von <strong>der</strong> Zeit abstrahieren und ist aus diesem<br />

Grund nicht frei. Es hat und braucht daher auch keine von <strong>der</strong> Zeit abstrahierende<br />

Denksysteme – es hat keine Sprache in dem Sinn, wie <strong>der</strong> Mensch Sprache hat. Es kennt<br />

nur Zeitliches und weiß nichts von <strong>der</strong> Ewigkeit. Es kann nur computerähnliche Denkoperationen<br />

ausführen, es mag zwar eine Art „Seele“ haben. Es kann vielleicht Trauer<br />

und Freude empfinden, aber es kann nicht wissen, was Trauer und Freude ist. Es hat<br />

keinen Abstand.<br />

Als Objekt ist zwar auch das Subjekt ganz Teil dieser Welt und den <strong>Natur</strong>gesetzen unterworfen.<br />

So wie die Gehirnsubstanz und <strong>der</strong> ganze übrige menschliche Körper.<br />

Aber als Subjekt ist es nicht von den <strong>Natur</strong>gesetzen abhängig, kein Teil <strong>der</strong> <strong>Natur</strong>, also<br />

kein Teil dieser Welt.<br />

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