Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus
Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus
Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die kausale Theologie<br />
Dass <strong>der</strong> gottlose Mensch so denkt, verwun<strong>der</strong>t nicht. Aber die christliche Hochschul-<br />
Theologie, <strong>der</strong>en Studium für alle werdenden Pfarrer in Deutschland obligatorisch ist,<br />
lehrt fast unisono genau das gleiche.<br />
Obwohl Theologie – die „Wissenschaft von Gott“ – logischerweise nur in <strong>der</strong> nichtmateriellen<br />
Welt begründet sein kann, weil Gott nun einmal nicht <strong>der</strong> materiellen Welt<br />
angehört, wird Gott von den kausalen Theologen ausschließlich mit materialistischen<br />
Methoden „erforscht“.<br />
Die Folge davon ist, dass von Gott nichts mehr übrigbleibt.<br />
Gott sei Dank. Denn ein mit materialistischen Methoden erklärbarer Gott wäre keiner,<br />
son<strong>der</strong>n ein materielles Objekt.<br />
Der Glaube an einen Gott aus einer an<strong>der</strong>en Welt, <strong>der</strong> christliche Glaube, war einmal<br />
das Herzstück unserer Kultur. Abgesehen davon, dass es sowieso keinen an<strong>der</strong>en Weg<br />
zu Gott gibt außer in <strong>der</strong> Person Jesus Christus, war das Christentum als monotheistische<br />
Religion auch in philosophischer Hinsicht fortschrittlicher als die polytheistischen<br />
Religionen, die es abgelöst hat.<br />
Gegenüber den an<strong>der</strong>en großen monotheistischen Religionen – Judentum und Islam –<br />
hatte es den Vorzug <strong>der</strong> Erlösung ohne eigene Leistung.<br />
Diejenigen, die das erkannten, waren allerdings immer in <strong>der</strong> Min<strong>der</strong>heit. Sie wurden<br />
zuerst von <strong>der</strong> Staatsmacht verfolgt und später, als das Christentum Staatsreligion und<br />
somit selbst eine weltliche Macht wurde, immer wie<strong>der</strong> von den eigenen Kirchenführern<br />
– bis auf den heutigen Tag. Trotzdem haben sie die ganze Gesellschaft weitgehend geprägt<br />
und moralisch geführt.<br />
Wer unsere Kultur stürzen wollte, musste zuerst die Kirchen zerstören. Und <strong>der</strong> beste<br />
Weg war <strong>der</strong> von innen: die Kirchen mussten es selber tun.<br />
Sie haben zwar bis in unsere Zeit einen gewissen Schein des christlichen Glaubens bewahrt<br />
und formal an seinen Grundwahrheiten festgehalten. Aber hinter <strong>der</strong> Fassade ist<br />
alles an<strong>der</strong>s.<br />
Der Kirchensteuerzahler, <strong>der</strong> nie in die Kirche geht – und das sind mehr als 90 Prozent<br />
– glaubt immer noch, das Fundament seiner Kirche sei <strong>der</strong> Glaube an Jesus Christus.<br />
Da irrt er sich aber gewaltig.<br />
Beson<strong>der</strong>s die evangelische Kirche hat sich in Deutschland als politischer Machtfaktor<br />
von Gott unabhängig gemacht. Sie braucht alles mögliche, nur Gott braucht sie nicht<br />
mehr. Der theologische Leiter des Kirchenamtes <strong>der</strong> Evangelischen Kirche in Deutschland<br />
hat kürzlich zum Beispiel erklärt, die Kirche sei auf die Grünen angewiesen. 74<br />
Zwar sagen auch noch heute die Geistlichen <strong>der</strong> großen Kirchen jeden Sonntag öffentlich<br />
das „apostolische Glaubensbekenntnis“ auf.<br />
Aber eine große Zahl von ihnen lügen jedes Mal, wenn sie das tut.<br />
Denn nach ihrer Theologie lehnen sie so ziemlich alles ab, was darin vorkommt: die<br />
Jungfrauengeburt; Jesus, den Gottessohn; die Schuld; die Erlösung; die Auferstehung;<br />
die Himmelfahrt; den Heiligen Geist; ja, sogar Gott.<br />
123