Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus

Wer ein Kind bekommen will und keines kriegt, der bezahlt ein Vermögen für seine
künstliche Erzeugung. Wer eines kriegt und es nicht will, tötet es auf Krankenschein.
Wenn die Frau nur eine lebendige Sache ist und eine andere lebendige Sache in sich hat,
dann kann selbstverständlich der Vater beim Thema Abtreibung nicht mitreden.
Wenn der Mensch nichts als eine Sache ist, dann ist nichts dagegen einzuwenden, Kinder
als Organspender zu züchten, Kinder zu kaufen und zu verkaufen, Kranke ohne
Marktwert umzubringen und Kranke mit Marktwert mit allen Mitteln am Leben zu erhalten.
Warum sollten Schwachsinnige leben? – Ihre Umgebung kann keine Freude daran haben
und sie selbst wohl auch nicht, und sonst geht es niemanden etwas an.
Seit es Möglichkeiten gibt, Behinderungen und Erbkrankheiten bereits im Mutterleib
festzustellen, wird immer lauter gefordert, solche Geburten zu verhindern, um der Gesellschaft
die hohen Folgekosten zu ersparen – und das Leid.
Man tut damit dem unwerten Leben ja nur einen Gefallen.
Der kausale Mensch hat alle absoluten Werte abgeschafft, weil er seinen eigenen absoluten
Wert abgeschafft hat.
Als Subjekte waren wir Herren der Schöpfung. Nicht in dem Sinn, dass wir alles nach
unseren Wünschen manipulieren konnten – das kann nur Gott. Aber im Sinn der Gedanken-
und Willensfreiheit.
Das Subjekt war frei, jeden Bewusstseinsinhalt aufgrund der eigenen Wahrnehmungen
und des eigenen Denkens nach den Gesetzen der Logik frei zu definieren.
Der zu unrecht in den Kerker geworfene Subjektmensch kann zwar nicht beliebig durch
die Mauern herausspazieren. Er kann die Folter nicht abwenden.
Aber er kann nein sagen. Er kann denken, was er will. Das macht ihn mächtig.
Das Subjekt hatte göttliche Klasse.
Der kausale Mensch gibt sich lieber bescheiden.
Die Japaner, die sich als unsere wirtschaftlichen Konkurrenten auch ganz gut auf die
Naturwissenschaften verstehen, identifizieren sich als Nachkommen des Sonnengottes.
Wir aber haben unsere Ebenbildlichkeit Gottes gegen die Ebenbildlichkeit des Tieres
vertauscht.
Nicht weil es wissenschaftlich zwingend wäre. Sondern weil wir es als Mittel gegen
unsere Verantwortlichkeit und Würde brauchen.
Als Ebenbild Gottes wären wir schuldig, aber als Tier wird uns doch niemand verurteilen!
Und niemand erlösen! Wir möchten nur, bitte, in Ruhe gelassen werden. Als Tier
können wir ja nichts dafür, dass wir so sind, wie wir sind.
Die Evolution hat nun einmal keine Ethik des Geistes hervorbringen können, deswegen
kann es auch keine geben.
Keine Wahrheit, keine Treue, keine Liebe, kein Glaube.
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