Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus
Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus
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es noch Milliarden an<strong>der</strong>e. In jedem Augenblick gehen in gigantischen Explosionen<br />
ganze Welten unter und werden neue geboren – das Universum ist so voller Objekte,<br />
dass es für viele so aussieht, als gäbe es überhaupt nichts an<strong>der</strong>es.<br />
Aber jedes Objekt, und sei es noch so eindrucksvoll, muss durch das Nadelöhr des Subjekts,<br />
um sein zu können: Die Explosion einer Supernova und das Rilke-Gedicht, das<br />
Versetzungszeugnis und <strong>der</strong> Kaffeeduft, das Leben und das Sterben.<br />
Stellen sie sich vor, es ist etwas, und keiner geht hin! Keiner weiß davon, keiner erfährt<br />
je davon. Auch Sie nicht. Wie könnte es dann sein? Wie ließe sich seine Existenz wissenschaftlich<br />
– o<strong>der</strong> sonst wie – beweisen?<br />
Ohne Bewusstsein lässt sich nichts beweisen, nicht einmal ein einziges <strong>Natur</strong>gesetz.<br />
We<strong>der</strong> die Existenz von etwas noch die von nichts.<br />
Haben aber nicht gerade die <strong>Natur</strong>wissenschaftler die Bedingung aufgestellt, dass nur<br />
wissenschaftlich Bewiesenes gelten soll?<br />
Was we<strong>der</strong> gedacht noch vermutet noch erahnt und erst recht nicht bewiesen werden<br />
kann, darüber sollten sie – wie ihnen schon Wittgenstein geraten hat – besser schweigen!<br />
Ein so unwissenschaftliches Dogma wie das, etwas könne unabhängig von Bewusstsein<br />
sein, ist selbst <strong>der</strong> Römischen Kirche des finstersten Mittelalters fremd geblieben.<br />
Das naturwissenschaftliche Weltbild hat drei fatale Lücken: Ihm fehlt das Woher dessen,<br />
was ist – die Ursache <strong>der</strong> Welt –, ihm fehlt das Wohin dessen, was ist – <strong>der</strong> Sinn des<br />
Daseins und <strong>der</strong> Welt, und ihm fehlt das Was dessen, was ist, das heißt, es fehlt <strong>der</strong> objektive<br />
Beobachter.<br />
Alle drei kommen in <strong>der</strong> materiellen Welt nicht vor – sie gehören einer an<strong>der</strong>en Welt<br />
an.<br />
Die sichtbare Welt setzt eine unsichtbare voraus. Damit die materielle Welt sein kann,<br />
muss mindestens ein Subjekt da sein, in dem sie bewusst sein kann.<br />
Das können aber die <strong>Natur</strong>wissenschaften beim besten Willen nicht aufbieten. Sie kennen<br />
ja keins.<br />
Sie leugnen das Subjekt, aber sie setzen es stillschweigend voraus. Was sie Objektivität<br />
nennen, kann nur die Sicht Gottes sein. Sie setzen Gott als selbstverständlich voraus,<br />
und sie leugnen ihn selbstverständlich.<br />
Wer wäre nicht dankbar für unsere Ärzte und Ingenieure, Physiker und Chemiker. Für<br />
das Fahrrad und das elektrische Licht und die Himmelsfernrohre.<br />
Aber die <strong>Natur</strong>wissenschaften müssen in ihre Schranken gewiesen werden.<br />
Statt einer naturwissenschaftlich begründeten Philosophie – die es nicht geben kann,<br />
weil alle Philosophie fundamentaler ist als die <strong>Natur</strong>wissenschaften – brauchen wir eine<br />
philosophisch begründete <strong>Natur</strong>wissenschaft.<br />
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