Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus
Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus
Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus
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Das Subjekt ist alles – das Objekt ist eines<br />
Es gibt eine wun<strong>der</strong>schöne Liebeserklärung: Du bist mein ein und alles! Die Liebenden<br />
wollen sich damit sagen: Du bist zugleich mein Objekt und mein Subjekt.<br />
Du bist mein Eines, du bist das Objekt meiner Liebe, ich herze und küsse dich, ich umgebe<br />
dich von allen Seiten, du bis für mich das Wertvollste auf <strong>der</strong> Welt, du bist <strong>der</strong><br />
Mittelpunkt meines Interesses, du wirst von mir beschützt und behütet als mein kostbarster<br />
Schatz.<br />
Und du bist mein Alles, weil du alles zugleich bist, was um mich ist und was ich nicht<br />
bin, ich bin von dir und deiner Liebe umgeben. Ich glaube an dich.<br />
Jesus sagt es so: Bleibt in mir, und ich bleibe in euch 26 .<br />
Das, was im Subjekt bewusst ist, ist jeweils immer nur eines: Weil das, was jetzt in einem<br />
Bewusstsein ist, immer zeitlich ist, kann Verschiedenes nicht gleichzeitig im Bewusstsein<br />
sein – Gleichzeitigkeit schließt ja eine Zeitdifferenz zwischen dem Gleichzeitigen<br />
aus.<br />
Ich liebe einzig und allein nur dich. Du allein bist im Zentrum meines Bewusstseins,<br />
außer dir hat darin nichts und niemand Platz.<br />
Es ist immer nur eines zugleich im Bewusstsein: eine Umarmung, eine Geliebte, eine<br />
Welt.<br />
Wenn das Bewusste immer nur eines ist, dann ist das Bewusstsein immer alles, – nämlich<br />
das Alles An<strong>der</strong>e, welches das Bewusste in ihm nicht ist.<br />
Das Alles An<strong>der</strong>e kann nicht bewusst sein, weil es gleichzeitig ist, also zeitlos, und weil<br />
es vieles ist. Im Bewusstsein kann nur Zeitliches und nur eines sein.<br />
Das Alles An<strong>der</strong>e ist alles, was sich bisher in meinem Leben in meinem Bewusstsein<br />
angesammelt hat, die Summe aller meiner Erlebnisse. Es ist nicht bewusst, weil es alles<br />
ist. Alles kann nie bewusst sein, nur eines. Das Alles ist, wie eine Filmleinwand, <strong>der</strong><br />
Hintergrund, vor dem eines bewusst wird.<br />
Wenn ich mir meiner bewusst werde, erlebe ich mich als Objekt, als etwas Zeitliches,<br />
als eines. Als Subjekt kann ich mich nicht erleben. Ich kann mich nur als Einen erfahren,<br />
nicht als alles.<br />
Denn ein Objekt, das alles ist, ist nicht denkbar. Weil es nicht definiert ist – in allem ist<br />
eben alles enthalten, sodass es sich von nichts mehr unterscheidet. Nur ein Subjekt kann<br />
alles sein.<br />
Das Alles ist nicht bewusst, denn es ist nicht, das heißt, es ist nichts.<br />
Seit <strong>der</strong> allgemeinen Verleugnung des Subjekts ist <strong>der</strong> Mensch nur noch eines, nur noch<br />
Objekt. Er ist einsam, selbst in einer Partnerschaft. Ihm fehlt die Geborgenheit in einem<br />
Alles.<br />
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